Die Fälscher

Jahr
2007
Laufzeit
95 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Patrick Wellinski / 2. Juni 2010

Der Anfang und das Ende von Stefan Ruzowitzkys neuem Film "Die Fälscher" passen eigentlich gar nicht in die ernste Geschichte, die er erzählt. Das Bild schimmert bläulich, die Kamera zeigt in langsamen, fast schon poetischen Schwenks Aufnahmen vom Meer. Ein Mann wandelt durch ein Casino. Langsam aber zielstrebig, vorsichtig und doch irgendwie sicher. Eine melancholische Mundharmonikamusik begleitet seinen Schritt, und am Ende, wenn die Kamera den gleichen Mann allein m Strand in seinem Schlapphut und dunklen eleganten Anzug von hinten zeigt, ertönt diese traurige Melodie nochmal.
Der Mann mit dem markanten Gesicht ist Salomon Sorowitsch (Karl Markovics), und man kann relativ schnell erkennen, dass dieser Mann ein ganz cleverer Bursche ist. Sorowitsch war vor dem Zweiten Weltkrieg ein bekannter und von den Behörden gesuchter Geldfälscher. Nach der Machtergreifung der Nazis und mitten im Krieg wird Sorowitsch von SS-Offizier Friedrich Herzog (Devid Striesow) gefasst. Sorowitsch nimmt es erstaunlicherweise sehr gelassen. Schließlich ist er ein Mensch, der das Leben als Glücksspiel ansieht. Man gewinnt oder verliert, was anderes gibt es in seinem Weltbild nicht. Als Jude wird Sorowitsch deportiert und kommt über Umwege von Auschwitz nach Sachsenhausen. Im KZ gibt es ein Wiedersehen mit Offizier Herzog, der hier die Aufsicht über eine ganz besondere Gruppe von Häftlingen hat. Die sollen nämlich abgeschirmt von allen weiteren KZ-Insassen für die Nazis Geld fälschen. Zunächst britische Pfund und schließlich auch den als fälschungsresistent geltenden amerikanischen Dollar. Der talentierte Sorowitsch wird zum Leiter der Mission ernannt.

Was sich hier zunächst wie ein abstruser und vor allem schlechter Witz anhört, beruht auf wahren Begebenheiten. Um genau zu sein auf den Erinnerungen von Adolf Burger, die er in seinem Buch "Des Teufels Werkstatt" veröffentlichte. Das Buch schildert die unfassbaren Tatsachen rund um das "Unternehmen Bernhard", gerade jene Geldfälscheraktion der Nazis, für die sie gut ausgebildete jüdische Drucker benutzten. Ziel der Aktion war zunächst die Überschwemmung und Destabilisierung der alliierten Geldwirtschaft. Aber mit dem Verkauf der gefälschten Geldnoten sollte auch die Kriegskasse aufgestockt werden. Die Häftlinge, die in der Fälscherwerkstatt arbeiteten, waren von den anderen völlig abgeschottet und genossen große Freiheiten. Sie hatten mehr Essen und Trinken, bessere Schlaf- und Waschbedingungen und auch Freizeit, in der sie zum Beispiel Tischtennis spielen konnten. Und genau das macht den Reiz des Films aus. Man reibt sich verwundert die Augen, wenn man den Tagesablauf bei den Fälschern betrachtet. Sie tragen keine übliche KZ-Kleidung und haben genügend Zigaretten. Doch alle wissen, dass diese Situation klar terminiert ist. Wenn sie es schaffen alles zu fälschen, dann sind sie für die Nazis nicht mehr von Nutzen. Sie waren, wie Adolf Berger es treffend formuliert hat, Tote auf Urlaub.
Ruzowitzky stellt zwei Konflikte in den Vordergrund seiner Geschichte. Da wäre die Konstellation Sorowitsch und Friedrich Herzog. Seltsamerweise scheint diese beiden grundverschiedenen Personen doch etwas zu verbinden. Herzog ist fasziniert von Sorowitschs Talent und weiß von seinen Fähigkeiten, Sorowitsch wiederum tut diese Anerkennung seiner Arbeit unheimlich gut. Er scheint die Umstände zu vergessen, in denen er lebt, und konzentriert sich mit seiner ihm so eigenen Ruhe einzig und allein auf die Aufgabe, den Dollar zu fälschen. Er macht es nicht für die Nazis, Sorowitsch ist ein egoistischer Mensch, er macht dies nur für sich: Die scheinbar unmögliche Aufgabe packt ihn bei seinem Ehrgeiz. Jeder ist sich selbst der Nächste.
Doch der egoistische Ehrgeiz bringt ihn im KZ nicht weit. Sehr bald kommt es zu einem sehr intensiven Konflikt zwischen ihm und einigen Mitarbeitern. Die wollen den Prozess des Fälschens so lange wie möglich herauszögern, um ihr eigenes Leben zu retten. Aber wenn eine Sabotage - wie sie Adolf Burger (August Diehl) präferiert - auffliegen sollte, wäre dies gleichzusetzen mit dem sofortigen Tod von allen. Ein Dilemma, dass sich immer wieder in riskanten Aktionen und auch hitzigen Streitigkeiten widerspiegelt.

Man könnte Stefan Ruzowitzky vorwerfen, dass er oft mit den gängigen Holocaust-Spielfilm-Klischees arbeitet, aber das ist zum einen nicht wesentlich und ist zum anderen aufgrund des heiklen Themas verständlich. Es wäre sicherlich ein sehr mutiger Schritt gewesen, diese Geschichte als eine Art Schlitzohr-Film anzulegen, also über einen Mann zu erzählen, der auf seine Weise das Leben meistert und immer wieder gewinnt, auch während des Zweiten Weltkrieges. Diese Konsequenz fehlt zwar, aber einige gelungene Elemente davon finden sich dennoch.
Karl Markovics ist einfach grandios in seiner Rolle, und selbst die Antipode Devid Striesow (man wird ihn dieses Jahr noch in Christian Petzolds neuem Film "Yella" an der Seite von Nina Hoss sehen können) kann als Nazi-Offizier überzeugen. Die weiteren Nebendarsteller von August Diehl ("23") über Sebastian Urzendowsky ("Ping Pong") bis hin zu Andreas Schmidt ("Sommer vorm Balkon") spielen ebenfalls überzeugend und richtig gut. Dem österreichischen Regisseur gelingt es immer wieder mit rein filmischen Mitteln, die Angst der Fälscher zu inszenieren. Wenn zum Beispiel hinter dem abgeschirmten Teil der Baracken, die zur Operation Bernhard gehörten, eines ruhigen Abends eine Exekution nur zu hören ist und eine Kugel zufällig den Zaun durchbohrt, dann wird allen wieder klar, dass dieser "goldene Käfig" in dem sie leben müssen, an einem seidenen Faden hängt und dass auf der anderen Seite des Zauns andere Zustände herrschen.
Der Film hält so gekonnt den Spagat zwischen Komödie, Holocaustdrama und dem Fälscherplot. In dieser Hinsicht ist das Projekt gelungen. Mit einem wirklich herausragenden Hauptdarsteller führt uns Ruzowitzky eine besonders perfide Operation der Nazis erstmals vor Augen oder ruft sie wieder in Erinnerung. In Kombination mit dem aufrüttelnden Buch von Adolf Bauer schafft der Film eine historische Aufklärung, wie man sie sich nur wünschen kann.
Aber wie kann man das Gefühl, die emotionale Regung der Überlebenden der "Operation Bernhard" auf die große Leinwand bannen? Vielleicht so, wie es dieser Salomon Sorowitsch im Casino am Ende des Films in Monte Carlo macht. Er setzt beim Roulette viel Geld und verliert. Dann sieht man für einen Bruchteil, wirklich nur für einen Bruchteil einer Sekunde in Karl Markovics' Gesicht etwas, das man wohl nur mit enormer Erleichterung beschreiben kann.

Bilder: Copyright

10
10/10

Echt ein super film wir wollen vllt mit der schule in den Film gehen .Adolf Burger besucht uns eig. jedes Jahr und will unseren 10 Kässlern das über 4 Stunden erzählen was er da alles durch gemacht hat .

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8
8/10

Ein wirklich guter Film, der ein ernstes Thema so behandelt, dass er zwar das Schreckliche zeigt, aber nicht schwermütig stimmt. Mir unverständlich, dass er in Frankfurt nur in einem einzigen kleinen Kino läuft. Hieße der Regisseur Spielberg, sähe das sicher anders aus.

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8
8/10

Guter Film! Kann auch nicht verstehen, dass er so ein Schattendasein fristet. Klare Empfehlung.

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5
5/10

Ich fand den Film nur mittelmäßig. Das Thema ist spannend, und recht interessant dargestellt, aber das war's dann auch schon.
M.E. bleibt sich Sorowitsch im wesentlichen immer treu, genauso wie alle anderen solidarisiert er sich unter den extremen Umständen im KZ stärker mit seinen Mitgefangenen als der das draußen getan hätte, bleibt aber im Kern egoistisch und eitel. In Kombination mit Markovics zurückaltendem Spiel und dem vorweggenommenen Ende geht so jede dramatische Spannung verloren, Sorowitschs russischer (?) Schützling zeigt zu wenig Persönlichkeit als das man seinetwegen mitfiebert.
Das alles wäre nicht so schlimm, wenn Ruzowitzky nicht aus nicht nachvollziehbaren Gründen entschieden hätte, subjektive Kamera und Ton mit klassischer Filmmusik zu kombinieren. Keine Ahnung, was das soll, in jedem Fall geht durch die deutlich nicht der Filmwirklichkeit entstammende Hintergrundmusik der Gewinn an Authentizität und Nähe gleich wieder verloren, der Film wird dadurch nur schwerer zu verstehen.
So gut die Idee ist, die Umsetzung ist m.E. schlecht gelungen.

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7
7/10

Der Film zeigt einem was es heist ANgsst zu haben, Angst um sein Leben.
Es spielen alle total super aber er war sehr traurig und das was mir am wenigsten gefiel war, dass man sah wie andere umgebracht werden.
Außerdem fand ich es etwas komisch das wir unds den Film inder Schule anschauten.

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9
9/10

Hallo!
Wir haben uns in der SChule den Film angesehen und wer bei der SChularbeit eine Charakteristik übern Sorowitsch Salomon macht bekommt alleine für die Auswahl des Themas eine Bessere Note .
Das finde ich echt klasse!

Der Film so war eigentlich ganz Spannend nur die Scene mit dem Pinkeln war nicht toll, weil wir nach der Stunde Jausenpause hatten.

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