Zuerst einmal: Was für ein Titel! Endlich sagt es mal jemand. Ja, die Dinge in unserem Leben sind beschissen. Mal mehr, mal weniger, aber immer wieder beschissen. Direkt und ehrlich, wie der Titel selbst, ist auch der Film von Felix van Groeningen. Ohne große Nostalgie erzählt "Die Beschissenheit der Dinge" von der Jugend des 13 Jahre alten Gunther Strobbe (Kenneth Vanbaeden), der in einem kleinen belgischen Dorf mit seinem saufenden Vater und den nicht weniger trinkenden Onkeln aufwächst. Es ist beileibe keine Bilderbuchkindheit. Gunther hat Probleme in der Schule, die auch maßgeblich damit zu tun haben, dass der Junge keine wirkliche Elternfigur hat. Der Junge selbst hat sich mit seinem Schicksal eigentlich abgefunden und versucht die wenigen freudigen Erlebnisse mit seinen Onkeln und seinem Vater zu genießen. Bis das Jugendamt dann doch noch eines Tages an die Tür klopft und ihn mitnehmen möchte - in ein Internat. Felix van Groeningens Film ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans des flämisch-niederländischen Schriftstellers Dimitri Verhulst und - getreu der Vorlage - in erster Linie ein etwas anderes Coming-of-Age-Drama. Der belgische Regisseur erzählt vom Aufwachsen in einer testosterongetränkten Umgebung voller vulgärer Ausschweifungen seitens der Erwachsenen, die nicht den geringsten Anschein erwecken jemals Verantwortung für das 13-jährige Kind zu übernehmen. Wie sich nämlich herausstellt ist der Film eine Rückblende, die der nun schon erwachsene Gunther niederschreibt. Im Internat entwickelte er seine Leidenschaft fürs Schreiben. Der Film springt dann immer zwischen diesen beiden Zeitebenen hin und her. Mit seinem Buch will sich Gunther frei sprechen und abrechnen. Sein Vater sei schuld an all seinem Leid gewesen - und auch daran, dass Gunther nun seine Freundin geschwängert hat und eigentlich die gleichen Fehler begeht wie sein eigener Vater. Die Idee, die der Film damit aufstellt, ist nicht wirklich kreativ und positioniert sich auch ein wenig gegen den eigentlichen Grundton der Geschichte. Vielleicht spricht da der Wunsch des Kritikers nach einer Art Weltsicht, die der Film hätte transportieren können, nämlich, dass wir nicht so werden müssen wie unsere Eltern, dass die Kindheit - so prägend sie sein mag - doch nur eine Etappe im Leben jedes Einzelnen ist, die nicht zwangsläufig unseren Lebenslauf vorbestimmt. |
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