Seine Figur ist bis heute umstritten - seit mehr als 800 Jahren wird der erste Großkhan der Mongolen, der als großer Führer ein Weltreich schuf, aber durch seine Eroberungen auch großes Leid brachte, verehrt und gehasst. Da es keine zeitgenössischen schriftlichen Quellen gibt, lässt der Stoff so viel Raum für Interpretationen wie die mongolische Steppe zum Reiten. Sergej Bodrov ("Gefangen im Kaukasus") interpretiert den Dschingis Khan des 12. Jahrhunderts im Oscar-nominierten (für den besten fremdsprachigen Film) "Der Mongole" als fortschrittlich denkenden Politiker und Führer und führt seine Brutalitäten dann auch hochmodern auf die schwere Kindheit zurück. 1172 reitet der neunjährige Temudgin mit seinem Papa durch die mongolische Steppe, um sich eine Braut auszusuchen. Die findet sich in der zehnjährigen Borte, die nicht nur über kräftige Beine verfügt (laut Papa, dem Stammeshäuptling Esugei, das wichtigste Attribut einer guten Braut), sondern auch ziemlich emanzipiert ist und Temudgin einfach von sich aus anspricht. Statt Hochzeit folgt nun großes Drama, Temudgins Vater wird auf dem Heimritt vergiftet und die Familie entmachtet. Der kleine Temudgin muss fliehen und stirbt fast auf der Flucht vor seinen Häschern, die ihn als potentiellen zukünftigen Stammesführer fürchten. Da findet ihn einJunge namens Jamukha. Sie schließen Blutsbrüderschaft und werden später doch Feinde werden und sich bitter bekämpfen. Wer in diesen Film geht, um Action zu sehen, ist in "Der Mongole" falsch aufgehoben. Es gibt zwar grandiose Schlachtensequenzen, eingefangen von Sergey Trofimov ("Wächter der Nacht") und geschnitten von Zach Staenberg, der auch die Matrix-Trilogie schnitt, doch ziehen die mongolischen Herden erst kurz vor Ende wirklich los. Denn der spätere Khan will doch nur mit seiner Borte kuscheln: Wenn er ein Weltreich schaffen muss, um endlich Ruhe zu haben, dann macht er das halt mal (Angeblich ist "Der Mongole" Teil einer Trilogie, da hat er ja noch zwei Teile lang Zeit, für Ordnung zu sorgen). Das Ganze ist sehr langatmig erzählt, die Story lässt ab und an Dinge aus (Temudgin bricht zum Beispiel durch einen zugefrorenen See und landet unter dem Eis, nach dem Schnitt liegt er irgendwo im Schnee, aber wie kommt er da bloß hin?) und dümpelt auch gern zwischen Klischees vor sich hin, um dann abrupt mal wieder ein paar Jahre auszulassen. Klingt nicht nach sieben Augen, richtig? Aber gerade das überhöhte Heldenepos braucht ja mehr als nur Handlung, die bei Legenden sowieso meist klischeehaft ist. "Der Mongole" ist zwar pathetisch und manchmal unfreiwillig komisch, bietet aber dafür wunderbare Bilder der mongolischen Steppe (gedreht wurde in China, der Mongolei und Kasachstan). 1000 Statisten tummelten sich in der Weite, da die geplanten 300 eher kümmerlich aussahen. Man kann schwelgen in den Bildern, Kostümen und auch den Gesichtern der Menschen. So ist "Der Mongole" zwar kein "Lawrence von Arabien", insgesamt aber ansprechend, und wir haben immerhin Folgendes gelernt: Eine Braut muss kräftige Beine haben und ohne Pferd geht nix. Hat man beides, dann wird's auch was mit dem Weltreich. |
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