Der Manchurian Kandidat

Originaltitel
The Manchurian Candidate
Land
Jahr
2004
Laufzeit
130 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Johannes Miesen / 21. Juni 2010

Neuverfilmungen haben stets ein Rechtfertigungsproblem, vor allem, wenn es nicht einmal darum geht, einen ausländischen Stoff für den nationalen Markt zu adaptieren, sondern gestandene und sattsam bekannte Filmklassiker neu aufgelegt werden. Und so erschien es zumindest ein wenig überraschend, als Regisseur Jonathan Demme (für "Das Schweigen der Lämmer" einstmals Oscar-prämiert) nach seinem Flop mit "The Truth about Charlie", der Neuauflage des Audrey Hepburn/Cary Grant-Klassikers "Charade" (in den USA so erfolglos, dass es nicht mal für einen deutschen Kinostart reichte), unbeirrt das nächste Remake anging, diesmal von John Frankenheimers Politthriller aus dem Jahre 1962. Mit Frank Sinatra und Laurence Harvey in den Hauptrollen hatte sich "The Manchurian Candidate" schließlich zu einem der großen Meilensteine seines Genres entwickelt, indem er auf fast schon satirische Art und Weise die Angst der amerikanischen Bevölkerung vor einer kommunistischen Bedrohung während des Kalten Krieges widerspiegelte. Der Film handelte damals von einer Verschwörung zu Zeiten des Korea-Krieges, für den die Manchurai, daher auch der Titel des Films, eine Region von großer taktischer Bedeutung war. Mehrere amerikanische Soldaten wurden dort gekidnappt und einer Gehirnwäsche unterzogen, um sie zu gefügigen Marionetten für einen raffinierten politischen Coup in den USA zu machen. Ironischerweise stellt sich am Ende des Films der vermeintlich größte Feind des Kommunismus als sein größter Anhänger heraus, was dem ganzen Film schließlich jenen satirischen Anstrich verlieh, der ihn über die üblichen Thriller der damaligen Zeit erhob.
Eine kommunistische Verschwörung während des Kalten Krieges - wie kommt man da vierzig Jahre später auf die Idee ein Remake zu drehen? Auf den ersten Blick scheinen die alten Feindbilder antiquiert und unbrauchbar für einen aktuellen Thriller. Schaut man jedoch genauer hin, so fällt auf, dass es damals wie heute um nichts anderes ging, als um die übersteigerte Angst vor dem Unbekannten. Und ganz ehrlich, in welche Zeit würde dieses Thema besser passen als ins Amerika des 21. Jahrhunderts, besser gesagt ins Amerika nach dem 11. September, in dem die Angst vor dem Terror jene Paranoia zu einem allgegenwärtigen Gespenst hat werden lassen, welches von der politischen Führung kräftig angeheizt in der Bevölkerung sein Unwesen treibt. Interessante Voraussetzungen also, um dem Original eine würdige Neufassung folgen zu lassen.

Am Prinzip der Geschichte änderte sich konsequenterweise nicht viel. Seitdem Major Benett Marco (Denzel Washington) aus dem Golfkrieg zurückgekehrt ist, plagen ihn schreckliche Albträume. Er vermutet, dass er und seine Einheit in Kuwait einer Gehirnwäsche unterzogen wurden und misstraut folglich seinem ehemaligen Kameraden und Ehrenmedaillenträger Raymond Shaw (Liev Schreiber), als dieser unter der Obhut seiner machthungrigen Mutter (grandios gespielt von Meryl Streep) für das Amt des Vizepräsidenten kandidiert. Als ein ehemaliges Mitglied seiner Einheit, der unter den gleichen Albträumen wie er selbst gelitten hat, schließlich unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, wittert Marco eine Verschwörung und beschließt, dieser auf den Grund zu gehen.

"Der Manchurian Kandidat" besteht zu Beginn im wesentlichen aus zwei großen Handlungssträngen, die im Laufe des Films schließlich zu einem einzigen verschmelzen. Da geht es zum einen natürlich um die Figur des Major Benett Marco, den gebrochenen, leicht paranoiden Golfkriegsveteran. Marco bildet den emotionalen Mittelpunkt des Films, seinen Albträumen wird auch der Zuschauer immer wieder unvorbereitet ausgesetzt und mit Denzel Washington hätte sich wahrlich keine bessere Besetzung für diese Rolle finden lassen. Nach seinem Auftritt als Bad Boy in "Training Day" spielt Washington hier erneut eine für ihn eher ungewohnte Rolle, zumal Marco alles andere ist als das, was man den typischen Filmhelden nennen würde. Er leidet deutlich unter seinen schrecklichen Visionen und seine Handlungen sind wahrlich nicht immer rational und voraussehbar. Dennoch gelingt die Identifikation dank Washingtons subtilen und zurückhaltenden Spiels hervorragend. Parallel dazu widmet sich der Film dem Wahlkampf um Raymond Shaw und seiner ehrgeizigen Mutter Eleanor. Regisseur Demme streut hier immer wieder die auf Hochglanz aufpolierten Wahlkampfspots der Kandidaten ein, um selbige kurze Zeit später durch einen kritischen Blick hinter die Kulissen des Wahlkampfspektakels zu entlarven. Berücksichtigt man hierzu noch das Erscheinungsdatum des Films, verweist Demme klar auf die anstehende amerikanische Präsidentschaftswahl im Herbst. Es ist nicht die einzige subtile politische Andeutung des Films, der sich mit zunehmender Dauer dann schließlich doch ein gutes Stück von seinem Vorgänger entfernt: Der neue "Manchurian Kandidat" benutzt die Grundidee seines Vorgängers für einen kritischen Kommentar über die neuen Machtverhältnisse in der Weltpolitik und bringt sie so auf äußerst clevere Weise auf den heutigen Stand. Und im Grunde ist es doch genau das, was man von einem guten Remake erwarten sollte.

Eine intelligente Story, tolle Darsteller und eine geschickte Umsetzung, was gibt es da noch zu kritisieren? Im Grunde nicht viel, es sind schließlich Kleinigkeiten, die eine noch höhere Wertung für den "Manchurian Kandidat" des Jahres 2004 verhindern. Die zahlreichen Plotwendungen, die einen mit zunehmender Dauer des Films erwarten, sorgen zwar immer wieder für Abwechslung, für manchen könnte die eine oder andere Überraschung jedoch ein wenig zu konstruiert und unglaubwürdig erscheinen. Hinzu kommt, dass auch das Drehbuch in einzelnen Szenen dazu neigt, ein wenig über das Ziel hinaus zu schießen. Man beachte die Szene, in der Washington seinem ehemaligen Kameraden Shaw auf interessante Weise zu beweisen versucht, dass seine Verschwörungstheorie der Wahrheit entspricht (ein wahrhaft "bissiges" Vergnügen für den Zuschauer).
Dies und ein - insbesondere im Vergleich zum Original - etwas inkonsequenter Schlussakt sind aber wirklich die einzigen Wehrmutstropfen dieses ansonsten doch außerordentlich gelungenen Remakes. Denn spätestens wenn sich andeutet, dass die tatsächliche Bedrohung gar nicht von außerhalb, sondern von innerhalb der Vereinigten Staaten herrührt, ist "Der Manchurian Kandidat" längst mehr geworden als ein üblicher Thriller, nämlich einer mit eindeutiger politischer Aussage - und das ist in der heutigen Zeit doch relativ selten. An einer Stelle heißt es, "We can't clean up the world with dirty hands". Besser kann man es eigentlich nicht ausdrücken.


6
6/10

Der Film war wenig überzeugend, schien die Story doch ziemlich weit hergeholt und manche Charaktere arg überzeichnet ("Nur für Dich mein Sohn).

p.s. Bruno Ganz ist meines Wissens nach Schweizer!!!

Permalink

10
10/10

ich find den film einfach nur genial gemacht und da ich selbst jemand bin, der alles hinterfragt ... liebe ich diesen film ....

ich kenne leider nur das remake mit d. washington.

Am ende des films ist für mich kein definitives ende. mir ist bewusst dass das der sinn ist, jedoch will ich antworten.

Was denkt ihr passiert? würde passieren???
der neue präsident und die weiteren anhänger, welche ebenfalls manipuliert sind (zb Bodyguard), was könnte weiter passieren ...

mich würde nur eure meinung interssieren .. weil ich selbst mal mir dauernd neue szenarien aus!!!

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