December Boys

Originaltitel
December Boys
Jahr
2007
Laufzeit
105 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
2
2/10
von Moritz Piehler / 10. Februar 2011

Es ist nicht einfach, eine Geschichte über Freundschaft so zu erzählen, dass sie glaubwürdig und ohne Pathos daherkommt. Wenn dann dazu noch Themen wie Erwachsenwerden, Liebe, Familie und Tod dazukommen, gerät die Erzählung leicht in die Gefahr, sich zu übernehmen.
Genau das passiert auch der Coming-of-Age-Geschichte "December Boys": Der Film strotzt nur so vor Bemühen, all diese Themen unter einen Hut zu bringen, und scheitert daran grandios. Dazu kommt eine Metaphorik, die den Zuschauer anspringt und sich im Gesicht festkrallt. Ein schwarzer Hengst, der immer wieder unvermittelt auftaucht und wohl die Freiheit darstellt, ein alter Mann, der sein Leben lang vergebens nach dem einen großen Fisch angelt. Die Geschichte um vier australische Waisenjungen lässt einfach kein Klischee aus.

Den vier Freunden, die in einem katholischen Waisenhaus im australischen Outback aufwachsen, steht ein abwechslungsarmes Leben bevor. Dank einer Spende werden sie für einige Wochen zu einer Gastfamilie ans Meer geschickt, und die Jungs freuen sich über die Verlockung, die ein Sommer am Meer für sie mit sich bringt. Dort werden die Jungs, deren Freundschaft mehrfach durch gemeinsames Brüllen des Namens "December Boys" und gegenseitiges Necken beteuert wird, auf mehrere Proben gestellt. Das muss der Zuschauer glücklicherweise nicht selbst herausfinden, wozu schließlich gibt es spätestens seit "Wunderbare Jahre" die nostalgische Stimme des alten Mannes aus dem Off? So wissen wir jederzeit, was zwischen Maps, Misty, Spit und Spark vorgeht. Überraschender Weise bietet der Sommer neben den Entdeckungen, die Strand, Meer und Erwachsene so zu bieten haben, noch die ultimative Herausforderung: ein nettes junges Ehepaar mit einem coolen Vater mit Motorrad und Lederjacke sowie einer wunderschönen Mutter, die nicht nur nackt dem Meer entsteigt (neben dem schwarzen Hengst, versteht sich), sondern auch noch mit französischem Akzent spricht. Und wie es der Zufall will, kann dieses Traum-Elternpaar jedes Waisenjungen selbst keine Kinder bekommen! Unvergesslicher Kinomoment, der einminütige Dialog, in dem das Paar eins und eins zusammen zählt: "...Warum adoptieren wir nicht einfach einen der Jungs?"
Und Maps ("Harry Potter" Daniel Radcliffe) der Älteste von den Vieren, entdeckt im Gegensatz zu seinen Freunden nicht nur die Frauen, die heimlich unter der Dusche beobachtet werden, sondern verliebt sich in eine leibhaftige Versuchung, die blonde Lucy (Teresa Palmer), dargestellt als laszive Lolitafantasie. Doch die erste Liebe bietet statt Erlösung nur eine Enttäuschung und Maps wendet sich der Religion zu (in einigen Szenen immerhin als Erscheinung persifliert).

Es ist tatsächlich nicht so einfach, Freundschaft im Film darzustellen. da helfen auch die pompösen Landschaftsaufnahmen wenig, die willkürlich eingestreut werden, um die neu gewonnene Freiheit und die unbändige Lebensfreude der Jungs darzustellen. Immerhin ist die Ausstattung sehr detailgetreu und so erhält der nostalgische Anstrich wenigstens eine glaubwürdige Lackschicht. Am Ende geht es dann gar um Leben und Tod, als die Freundschaft auf der Kippe steht und die Geschichte auf den Klimax, die Entscheidung, wer von den Vieren adoptiert wird, hinsteuert. Da siegt die Freundschaft dann über alles, wer hätte es ahnen können?

Michael Noonans Romanvorlage, erstmals 1963 erschienen (auf Deutsch 2007) zählt in Australien zu den meistgelesenen Jugendromanen. Dem wird der Film leider nicht gerecht. Für "December Boys" gilt in jedem Fall: zuviel auf einmal gewollt und wenig erreicht. Über Freundschaft lernt man sogar zwischen Hogwarts' Mauern noch mehr als hier und die Klischees und kitschigen Metaphern reichen für mindestens zwei Sonntagabende im Pilcherland. Schade, dass Daniel Radcliffe seine ersten großen Leinwandschritte neben Harry Potter an diesen Film verschwendet hat, der zweifelsohne durch ihn einen enormen Zuschauerzulauf bekommen wird.


Hm hab ich was verpasst? Wo ist denn der Film geblieben? Von dem hat man ja mal gar nichts mehr gehört...

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5
5/10

Ordentlicher Verriss, aber in meinen Augen ungerecht. Klischees .... welcher Film bedient sich eigentlich nicht solcher? Die nostalgische Stimme aus dem Off .... kommt in der Rezension so rüber, als quatscht die permanent, in Wirklichkeit hält sie sich doch sehr dezent zurück und der Film erklärt sich letztlich selbst.
Zuviel gewollt und wenig erreicht .... Ansichtssache. Tatsächlich ist December Boys IMO fast schon ein zurückhaltender, eher ein ruhiger und gemächlicher Film, der erst gegen Ende eine gewisse Dramatik entwickelt. Kritikpunkte für mich sind die nicht wirklich gut schauspielernden Jungs, und der für diese Thematik IMO notwendige Tiefgang. Klar, man hätte wesentlich mehr draus machen können.
Aber, so schlecht wie hier rezensiert ist er wahrlich nicht.

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5
5/10

ich versteh nichts mehr ich dachte wir SEHEN uns den film an und nicht lesen :)

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