Das Leben, das ich immer wollte

Originaltitel
La vita che vorrei
Land
Jahr
2004
Laufzeit
125 min
Genre
Release Date
Bewertung
2
2/10
von Patrick Wellinski / 27. Februar 2011

Das italienische Kino ist das große Sorgenkind der internationalen Filmszene. Auf großen Festivals wie in Cannes oder Berlin wird das besonders deutlich. Schon längst ist es unter Filmjournalisten Usus, italienische Wettbewerbsbeiträge nicht zu besuchen. Das Land, welches jahrzehntelang stilprägend für das globale Kino war, aus dem Genies wie Roberto Rosselini, Federico Fellini, Luchino Visconti oder Bernardo Bertolucci stammen, verkommt durch mittelklassige Filmware immer mehr zum kreativen Schlusslicht. Der Film "Das Leben, das ich immer wollte" ist leider ein sehr gutes Beispiel für die aktuelle Misere.

Bei den Dreharbeiten eines Kostümfilms lernen sich Stefano (Luigi Lo Cascio) und Laura (Sandra Ceccarelli) kennen. Stefano ist ein arrivierter Schauspieler und der Star des Films. Laura ist eine Newcomerin und hat die Hauptrolle Stefanos Freundin Chiara (Galatea Ranzi) ausgespannt. Stefan ist darüber mehr als sauer, beißt aber schließlich in den sauren Apfel. Doch nach und nach finden die beiden Schauspielpartner immer mehr Gefallen aneinander und geben sich schließlich ihren Gefühlen hin. Es entsteht eine wacklige Beziehung, in der beide sich nicht sicher sind, ob sie sich wirklich haben wollen.

Das klingt nicht wirklich wie eine Geschichte? Stimmt. Das Hauptproblem des ganzen Films ist offensichtlich: Er weiß nicht, wohin er überhaupt will. Ist es nun eine Studie über Beziehungen in Schauspielerkreisen und ihren inhärenten Problemen? Oder doch eher eine moderne Liebesgeschichte umrahmt von den Dreharbeiten zu einem barocken Kostümfilm? Die Antwort fällt nicht leicht, da es sowohl das eine als auch das andere Motiv gibt. Aber das Drehbuch verweigert eine klare Feststellung.
Selbst die schleppende Inszenierung trägt zu keiner Erleuchtung bei. Der Regisseur wandert von einer zu langen Einstellung zur nächsten und ergötzt an der nicht vorhandenen Tiefe der Bilder. Er tut nichts gegen die Langatmigkeit der Dialoge oder das viel zu statische Spiel der Darsteller. Denen kann man wiederum keinen großen Vorwurf machen: Beide Hauptakteure fügen sich einfach in das gelangweilte Gesamtkonzept der Geschichte ein. Sie flüstern ihre Textzeilen, was nach einer Weile sehr einschläfernd wirkt.
Das gesamte Projekt krankt an dem undurchdachten Drehbuch. Es liegt hier eine Konzept- und Ideenlosigkeit vor, die schon fast beängstigend ist. Man kann nun mal halt aus dem Nichts keinen guten bzw. ansprechenden Film machen.

Es ist merkwürdig, dass die meisten Projekte, die zurzeit aus Italien auf unsere Leinwände gelangen, die gleichen inhaltlichen Schwächen haben. Dabei kann man nicht gerade behaupten, dass die Ära Berlusconi keine interessanten Vorraussetzungen für erfolgreichen Filmstoff geliefert hätte. Warum ist Nanni Morreti ("Das Zimmer meines Sohnes") der einzige Filmemacher, der dies zu sehen scheint?

So ist "Das Leben, das ich immer wollte" eine Endlosschleife der Langeweile geworden, die selbst durch die hübschen Kostüme keine weiterführende, geschweige denn interessante Ebene bekommt. Wenn man das Kunststück fertig bringt und während der ganzen quälenden 125 Minuten wach bleibt, wird man das Gefühl nicht los, dass man gerade eine ziemlich lange Folge einer schlechten Telenovela gesehen hat. Lustlos, ohne Tiefgang und einfach nur langweilig.


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