Cars

Originaltitel
Cars
Land
Jahr
2006
Laufzeit
116 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 28. Juni 2010

Seit seinem legendären Debüt mit "Toy Story" (1995), dem ersten vollständig computeranimierten Spielfilm, ist das Pixar Studio der unangefochtene Musterschüler im Animationssektor. Seit einem Jahrzehnt begeistert Pixar mit jedem neuen Werk Publikum wie Kritiker gleichermaßen, erntete mit Superhits wie "Findet Nemo" oder "Die Unglaublichen" ebenso große Lobeshymnen wie Einspielrekorde, und hat sich als neue Macht am Markt etabliert, vor der selbst Branchen-Primus Disney in die Knie ging: Dessen Versuche, mit eigenen Produktionen gegenzuhalten, scheiterten zuletzt kläglich mit "Himmel und Huhn", weshalb man zum einzig probaten Mittel griff und den Shooting Star komplett aufkaufte. 7,4 Milliarden Dollar war Disney der Deal wert, und seitdem haben die kreativen Köpfe von Pixar wie "Toy Story"-Erfinder John Lasseter das alleinige Sagen über den Animations-Ausstoß des Disney-Konzerns.
Aber wie das bei jedem Musterschüler so ist: Mit jeder weiteren Eins, die er nach Hause bringt, wächst unweigerlich die Frage, wann er das erste Mal nachlassen wird. Die Antwort: Jetzt. Und das kommt nicht einmal sonderlich überraschend, denn dem jüngsten Streich "Cars" fehlte schon von vornherein das Superhit-Gefühl, das man bislang noch bei jedem Pixar-Film schon nach Ansicht des allerersten Teaser-Trailers gehabt hatte. Ein Film über sprechende Autos machen, das mag für John Lasseter ein lang ersehnter Kindheitswunsch gewesen sein, doch das breite Publikum stellte sich die berechtigte Frage: Und das soll eine so tolle Idee sein wie ein Film über Monster in Kinderzimmern oder eine Undercover-Superheldenfamilie?

Haupt-"Figur" von "Cars" ist der Rennwagen Lightning McQueen, ein Neuling in der Rennserie um den Piston Cup, aber schon aussichtsreicher Titelkandidat. Nach einem spektakulären Unentschieden im letzten Rennen der Saison soll es zwischen den gleichauf liegenden Titelanwärtern - Neuling Lightning, dem seine letzte Saison fahrenden Dauer-Champ The King und dem verbitterten ewigen Zweiten Chick Hicks - zu einem Entscheidungsrennen in Kalifornien kommen. Doch auf dem Weg dorthin verschlägt es Lightning aufgrund sehr widriger (und komischer) Umstände in das Wüstenkaff Radiator Springs, wo er weit abseits der ihn verehrenden Autowelt zur Strafe für angerichtete Schäden die Hauptstraße neu teeren soll. Mit dem näheren Kontakt zu den ebenso schrulligen wie weltfremden Bewohnern des Örtchens warten auf den überheblichen Einzelkämpfer McQueen auch ein paar wertvolle Lektionen, die aus ihm einen besseren Menschen, äh, ein besseres Auto machen sollen.

Wem das irgendwie bekannt vorkommt, der muss sich nicht wundern: Arroganter, erfolgreicher Großstädter, den es auf dem Weg zu Ruhm und Reichtum in Kalifornien in ein verschlafenes Nest im Nirgendwo verschlägt, wo er durch die bodenständigen Anwohner ein paar wichtige Dinge fürs Leben lernt, das erinnert doch sehr an "Doc Hollywood" mit Michael J. Fox, und bedeutend cleverer fällt die Story des neuen Pixar-Films leider auch nicht aus. Womit sich die Skepsis angesichts der Grundidee "sprechende Autos" auch schon bestätigt, denn so richtig nach einer guten Geschichte klang das einfach nicht, und das ist es auch nicht geworden. Arg konventionell und ohne nennenswerte Überraschungen spult man hier übliche Handlungsstandards ab, die sich in zahllosen "real-life" Spielfilmen bewährt haben, und baut darauf, dass man die Sache mit der ureigenen Pixar-Brillanz im Detailreichtum noch rausgerissen bekommt.
Das wiederum klappt ziemlich exzellent, vor allem, wenn man "Cars" in den direkten Vergleich mit dem Konkurrenzprodukt "Robots" aus dem letzten Jahr schickt. Hier wie dort wurde eine eigene Welt gänzlich ohne Menschen kreiert, einzig bewohnt von den titelgebenden Maschinen. Doch während "Robots" sich in Bemühungen erschöpfte, alles Menschliche möglichst Eins zu Eins ins Roboterische zu übersetzen und dabei kreatives Potential, Humor und Charaktergefühl vermissen ließ, investierten die Macher von "Cars" ihre Mühen an den richtigen Stellen und versuchten gar nicht erst vergeblich, ihre Welt in allen ohnehin widersprüchlichen Details zu erklären (das Fehlen von Händen und Füßen in einer von Autos bevölkerten Welt wirft doch eine Menge Fragen auf, wie das alles überhaupt funktionieren oder entstanden sein soll). Sei's drum, hat man sich gesagt, und einfach mit dem Grundkonzept Spaß gehabt. So sind im Universum von "Cars" dann sogar die Fliegen kleine, beflügelte Autos, Traktoren sind das Äquivalent zu dummen Kühen auf der Weide (was zu einer der witzigsten Szenen im ganzen Film führt), und generell gelingt es, menschliche Charakterzüge sehr treffend in entsprechende Automodelle zu übersetzen.
Die Einwohner von Radiator Springs sind in dieser Hinsicht ein wundervoll gelungener Haufen, vom Feuerwehrauto, das nah am Wasser gebaut hat, über einen hispanischen Tuning-Macho, der sich einfach selbst "pimpt", bis hin zu Hippie-VW-Bus und Army-Jeep, die sich als Nachbarn im Dauerzwist befinden. Dass sich hier für Lightning McQueen auch noch ein love interest (der schnittige Porsche Sally Carrera) und ein neuer bester Freund (der etwas unterbelichtete Abschleppwagen Hook) finden, versteht sich von selbst. Auch wenn es schlussendlich immer noch Autos bleiben und die meisten Figuren kaum über den Stereotyp hinaus kommen, den sie verkörpern sollen: Sie alle bekommen immer noch mehr Charakter und Identität verliehen, als es bei den farblosen Blechkameraden aus "Robots" der Fall war.

Nachdem der Film nur schleppend in Gang gekommen ist und Lightnings Charakterwandlung während seinem Aufenthalt in Radiator Springs ein eher verhaltenes Tempo vorlegt, dreht "Cars" gegen Ende qualitativ merklich auf und kann seine bis dahin vielleicht etwas unbeteiligten Zuschauer doch noch rühren. Denn wenn John Lasseter seine motorisierten Helden sich in die gute alte Zeit des Autoseins zurück erinnern lässt - als es noch keine schnurgeraden Autobahnen, sondern sich in die Landschaft einbettende Straßen gab, und eine Fahrt kein möglichst schnelles Reisen von A nach B, sondern ein Erlebnis für sich war - dann kann man sich auch im Kinositz dieser Nostalgie nicht entziehen, auch wenn es eigentlich eine uramerikanische Ode ans sinnlose Spritverbraten ist. Aber was soll's, wer seine Auto-Nostalgie so gut verkaufen kann, von dem lässt man sich gern beschwatzen.
Vor allem, wenn das auch noch so gut dabei aussieht: Im gewohnten Maße schraubt auch "Cars" die Detailtiefe und Realitätstreue der Animation wieder ein Stückchen höher, die phänomenalen Panorama-Aufnahmen der unberührten, weiten Natur sind auch deshalb so atemberaubend, weil sie fast fotorealistisch wirken. Womit Pixar erstmals Bilder gelingen, in denen man sich richtig gehend verlieren kann. So hilft auch die visuelle Stärke von "Cars" über manchen Klischee-Dämpfer in der Story hinweg - diesen Film zu sehen ist bereits eine Freude für sich.
Eine Freude für die Lachmuskeln ist "Cars" natürlich auch, aber die Gag-Dichte und Trefferquote liegt doch spürbar unter dem üblichen Pixar-Schnitt. Inwiefern sich die deutsche Synchronisation negativ auf den Witzquotient auswirkt, wird sich zeigen müssen. In der Original-Fassung mit Sprechern wie Owen Wilson, Paul Newman oder Bonnie Hunt exzellent besetzt, steht zu befürchten, dass ein Gutteil des sehr regionalen Humors um amerikanische Hinterwäldler und ihre Eigenarten in der deutschen Fassung verloren geht (ganz abgesehen davon, dass man hierzulande berechtigterweise Schwierigkeiten damit hat, die amerikanische Faszination für Autorennen in langweiligen Oval-Kursen nachzuvollziehen). Die Armada von mehr oder weniger passenden Promi-Synchronsprechern, die teilweise in Kleinstrollen kaum länger als eine halbe Minute zu hören sein werden, wird allein durch ihre Namen nicht viel rausreißen können. Und Leute wie Niki Lauda, Cora Schumacher oder Franziska van Almsick sind bislang den Beweis noch schuldig, ob sie für so eine Aufgabe überhaupt zu gebrauchen sind. Ein garantierter Lacherfolg ist aber wie immer bei Pixar der Abspann, in dem die Einwohner von Radiator Springs unter anderem ins Autokino gehen - und Pixar-Filme gucken.

Trotz vieler toller Ideen und einer erneuten Zurschaustellung aller herausragenden Pixar-Eigenschaften (inklusive des nach wie vor spürbaren Willens, das gesamte Herzblut des Teams in einen Film zu stecken, anstatt das Teil einfach nur fertig zu bekommen, wie es die Konkurrenz tut) bringt der Musterschüler diesmal dennoch nur eine Zwei nach Hause. "Cars" scheitert ein wenig an seiner flachen Geschichte und den selbst auferlegten Einschränkungen, die Autos als Hauptfiguren nun mal mit sich bringen (das begrenzte Ausdrucks- und Bewegungsvermögen ist das offensichtlichste Beispiel). Aber: Selbst der bisher schlechteste Pixar-Film sollte die Konkurrenz immer noch locker ausstechen können um den Titel als bester Animationsfilm des Jahres. So ist das halt mit Musterschülern: Selbst, wenn sie nicht so gut sind wie sie können, sind sie immer noch besser als alle anderen.


5
5/10

Ich fand den Filme nich so dolle eher langweilig und öde ich bin fast in der 100sten minute eingeschlafen in dem film spricht übrings oliver Kalkofe(Der Wixxer)Rick Kavania(Der Schuh des Manitu)Bittina Zimmerman (Das unbezähmbare Herz) und Christian Tramitz (Traumschiff Superpriese) mit ich würd ihn euch nicht unbedingt emphlen

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Hallo,
es ist ein Kinder-Film und als solchen finde ich den Streifen echt klasse. Gerade Kinder lernen durch die unterschiedlichen Charaktere und der einfachen Story sehr viel über soziales Verhalten. Aber scheinbar haben das viele der kritiker selber als Kinder nie gelernt.

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10
10/10

Interessant, wie sehr die Meinungen bei diesem Film auseinandergehen, und wie (anscheinend) schlecht die Trailer gewesen sein müssen. Noch immer gibt es viele Leute in meinem Bekanntenkreis, die diesen Film nicht sehen wollen, sich nullkommagarnicht dafür interessieren, aber nach ein paar wenigen Ausschnitten und Lachern fast ausnahmlos mich bitten abzuschalten, weil Sie ihn nun doch ganz sehen möchten. Und enttäuscht war bisher niemand.

Cars ist meiner absoluten Lieblingsfilme. Schon beim ersten Trailer wusste ich, daß Pixar das dröge Blech eines Auto derart "beleben" wird, daß dasallein das schon einen Blick wert ist. Die Detailsversessenheit ist unübertroffen, selbst nach dem 20. Ansehen entdecken meine Freundin und ich immer noch neue Kleinigkeiten. Die Story ist schlicht und hätte wohl Kindern eine kleine Moralgeschichte erzählen sollen, leider ist dieser Film nichts für Kinder! Meiner Meinung nach ist ausnahmsweise das Konzept "Für-groß-und-klein" ausnahmsweise überhaupt nicht aufgegangen. Da ein Bekannter selbst in einem Kino arbeitet, konnten wir live zusehen, wie Kinder gelangweilt mit ihren Eltern sich vor dem Saal statt darin aufhielten. Das Problem bei Cars in dieser Hinsicht beginnt bereits mit der Lauflänge, 120 Minuten sind einfach zu lang, Kinder können sich nur solange auf einen Film konzentrieren, wenn er wirklich für sie gemacht ist.

Und die Klischees: Sicher enthält der Film Klischees, aber was ist daran verkehrt, wenn es nicht aus Versehen passiert, sondern eben mit kunterbunten Holzhammer-Klischees gespielt wird, daß sich die Achsen biegen?

Ich kann nur jedem empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen, manch einer mag einen ihn wundervoll unterhaltenden Film verschmähen, der als Beispiel bei uns beiden einen so hohen Reiz zum erneuten Ansehen hat, wie kaum ein anderer Film.

Es gibt nicht viele Film, von denen wir behaupten würden, daß wir sie immer mal wieder anschauen könnten. Cars ist einer davon.

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10
10/10

Mein sohn liebt diesen Film über alles.

Der beste Jungsfilm den disney jeh gemacht hat.

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9
9/10

Mag sein, dass Cars 2006 der schlechteste Pixarfilm war, inzwischen gehört er für mich wieder ins obere Drittel der Pixar-Rangliste. An die Originalität von Ratatouille, WALL-E oder Monster AG kommt Cars zwar nicht heran, zumindest bei unseren Kindern ist der Film seit zwei Jahren jedoch der konstante Dauerbrenner und ich schaue ihn immer wieder gerne mit. Für Kinder ist die Story noch nicht ausgelutscht, insgesamt gut zu verstehen und vom Feeling her einfach schön (auch wenn NASCAR-Racing und Route 66 in der Wüste für US-Zuschauer natürlich zugänglicher ist). Die deutsche Synchronisation ist mal wieder diskutabel: Die professionellen Sprecher sind klasse, vor allem Friedrich Schoenfelder und Jochen Striebeck. Die "Promis" sind mal wieder ein netter Gag, aber schrecklich anzuhören. Alles in allem aber ein schöner Film.

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7
7/10

Auch ich (als großer Pixar-Fan der ersten Stunde) habe mich fast 11 Jahre lang geweigert, Cars 1 anzuschauen. Doch durch den Hype um Cars 3 ist mein Sohn quasi ohne jeden Hintergrund spontan zum Lightning-Fan geworden, so dass ich ihm den Gefallen tat, die DVDs der beiden Vorgänger anzuschaffen. Und ich muss sagen: Der Film wächst auf einem. Seltsam.

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