Café Society

Originaltitel
Café Society
Land
Jahr
2016
Laufzeit
96 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 8. November 2016

society 1Der jährliche Woody Allen-Film steht an und diesmal ist es wieder ein nostalgischer Ausflug in vergangene Zeiten, also genau der Themenbereich mit dem der Altmeister vor ein paar Jahren nochmal einen außergewöhnlich großen kommerziellen Erfolg feierte. Im Gegensatz zu „Midnight in Paris“ verzichtet „Café Society“ dabei aber auf den leichten Fantasy-Einschlag mit Zeitsprüngen. Stattdessen zeichnet Allen ein sehr opulent ausgestattetes Portrait von Hollywood in seiner goldenen Zeit, namentlich den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Das Überraschendste an diesem Film ist dabei, wie liebevoll der überzeugte New Yorker hier auf die Glitzermetropole im sonnigen Kalifornien blickt, denn mit so einer Liebeserklärung ausgerechnet aus dieser Feder war nun wirklich nicht unbedingt zu rechnen.
 

society 2Der unerfahrene Frischling Bobby (Jesse Eisenberg) macht sich Ende der 1930er Jahre auf den Weg von New York nach Los Angeles, wo er auf ein spannenderes Leben und auf eine Einstellung durch seinen Onkel Phil (Steve Carell) hofft. Das gelingt auch nach einigen Anlaufschwierigkeiten, der Hollywood-Agent und Manager diverser Stars stellt ihn tatsächlich als eine Art Mädchen für alles ein. Dass Phil seine Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart) damit beauftragt dem unbefleckten Bobby die Stadt zu zeigen führt jedoch zu dramatischen Verwicklungen. Denn der verliebt sich prompt in die selbstbewusste Frau, nicht ahnend, dass sie die Geliebte seines Onkels ist. Das Beziehungsgewirr wird sich im Laufe der Zeit mehrfach verschieben, bevor ein jeder hier irgendwann sein Glück gefunden hat – oder auch nicht.
 

society 3Nach gut der Hälfte des Films bewegt sich die Handlung dann doch wieder zurück in die vertrauten Gefilde New Yorks, aber bis dahin ist es wirklich eine geradezu zärtlicher Blick auf die sonnendurchflutete Traumwelt, mit ihren prächtigen Villen und großen Partys, bei der Macken und Großkotzigkeit einzelner Charaktere lediglich als Randerscheinungen aufblitzen, die sie trotzdem nicht allzu unsympathisch machen. Selbst die Figur von Steve Carell, schon aufgrund ihrer Position eigentlich dafür prädestiniert vor lauter Eitelkeit zu einer Karikatur zu verkommen, die zudem noch ihre Ehefrau mit einer deutlich Jüngeren betrügt, ist im Grunde kein übler Kerl und hat sichtlich mit seinen Entscheidungen zu kämpfen. Auch Jesse Eisenberg in einer typischen, zu früheren Zeiten von ihm selbst gespielten Variation von Woody Allens ewiger Alter-Ego-Figur ist passend besetzt und demonstriert glaubwürdig ein schnell wachsendes Selbstbewusstsein. Was die weibliche Besetzung angeht, so ist deutlich erkennbar wer wohl des Meisters aktuelle Muse ist. So bezaubernd, hübsch und verführerisch hat man eine Kristen Stewart nämlich bisher noch nicht gesehen. Miss Stewart steht erkennbar mehr im Fokus des Regisseurs als es die erst später in der Handlung auftauchende Blake Lively tut. Einen Film so zu inszenieren, dass Letztere im Vergleich zu einer Kristen Stewart geradezu farb- und reizlos wirkt, muss man jedenfalls auch erstmal hinbekommen.

society 4Die Geschichte selbst umfasst den Zeitraum mehrerer Jahre, was zu der typischen Struktur mit einem Erzähler (Allen selbst) führt, der dem Zuschauer nicht nur den aktuellen Stand der Handlung, sondern leider auch immer mal wieder den emotionalen Gemütszustand der Protagonisten verbal mitteilt, anstatt ihn durch die Schauspieler selbst vermitteln zu lassen. Eine bekannte Marotte dieses Filmemachers, die hier anscheinend deshalb für notwendig erachtet wird, weil die Geschichte halt sehr episoden- und sprunghaft erzählt wird.

Denn im Grunde geht es Allen anscheinend überhaupt nicht um das tiefere Innenleben seiner Figuren, sondern diesmal vor allem darum einfach in Nostalgie zu schwärmen. Denn ob nun am Schauplatz Hollywood oder in New York – „Café Society“ ist eine Liebeserklärung an vergangene Zeiten, an deren Design, Stil und Kleidung, daher ist dann auch der „Look“ des Films seine größte Trumpfkarte und gerät dementsprechend zur wahren Ausstattungsorgie. Nur ganz selten blitzt mal der alte Zyniker Allen durch, wenn er ein paar Seitenhiebe gegen jegliche Religion an sich austeilt und seinen Figuren die eine oder andere gemeine Entwicklung zumutet. Im Grunde lautet die Botschaft des 2016er Woody Allen-Jahrgangs aber „Früher war tatsächlich alles besser und die Menschen sahen auch besser aus“. Das ist dann zwar ziemlich belanglos, aber wirklich sehr nett anzuschauen.

Bilder: Copyright

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