Be Cool

Originaltitel
Be Cool
Land
Jahr
2005
Laufzeit
112 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 9. Juni 2010

Es war der Gipfel der Coolness, damals, Mitte der 90er: John Travolta, frisch nach "Pulp Fiction" auf einmal wieder ganz heiß im Geschäft und kurzfristig "King of Cool", spielte den supercoolen Schurken Chili Palmer unter der Regie von gerade-cool-werdend Regisseur Barry Sonnenfeld (der danach "Men in Black" drehte) in der ersten Mit-Neunziger Verfilmung eines Romans von Cool-Autor Elmore Leonard (es folgten die nicht weniger coolen "Jackie Brown" und "Out of Sight"): "Schnappt Shorty" atmete die Trendiness durch jede Pore des Zelluloids, auf dem er gedreht wurde, und war in der Tat einer der coolsten, kurzweiligsten Filmspäße, die das letzte Jahrzehnt zu bieten hatte. Damals.
Zehn Jahre später kommt nun die programmatisch betitelte Fortsetzung "Be Cool" daher, wieder nach einer Romanvorlage Leonards, wieder mit John Travolta als Chili Palmer, allerdings ohne Sonnenfeld, sondern mit F. Gary Gray ("The Italian Job", "Extreme Rage") auf dem Regiestuhl, und belastet mit dem essentiellen Dilemma aller Coolness: Wer unbedingt cool sein will, der ist es garantiert nicht. Anders gesagt: Coolness funktioniert nur dann, wenn sie ungezwungen, mühelos, natürlich wirkt - wenn sie einfach "ist", nicht sein soll. Gewollte Coolness ist so überzeugend wie George W. Bush als Werbeträger für Amnesty International. Und genau das ist hier das Problem.

Chili Palmer ist immer noch so cool wie einstmals, als der Kredithai auf der Suche nach einem verschwundenen Schuldner von der kalten Ost- an die heiße Westküste reiste und sich nach einigen Verstrickungen schlussendlich als erfolgreicher Filmproduzent wieder fand. Doch Chili hat das Filmbusiness satt (anscheinend ähnlich satt wie seine Freundin Karen aus Teil Eins, denn die wird hier nicht mal mehr erwähnt), und als ein befreundeter Musikproduzent (James Woods) vor seinen Augen von russischen Gläubigern erschossen wird, fackelt er nicht lange, und nimmt sich gleich dessen Angelegenheiten an - wozu neben der Umsorgung der jungen Witwe Edie (Uma Thurman) auch die Betreuung der supertalentierten Nachwuchssängerin Linda Moon (Popstar Christina Milian) gehört. Die steckt allerdings noch in einem Ausbeutungsvertrag mit ihrem halbseidenen Manager Raji (Vince Vaughn) und dem Platten-Boss Nicki Carr (Harvey Keitel). Und um den kommenden Superstar da rauszuholen, muss sich Chili auch noch mit Superproduzent Sinclair Russell (Cedric the Entertainer) und seiner schießwütigen Rap-Gang (angeführt von Outkasts André 3000) anlegen - die russische Schulden-Mafia nicht zu vergessen. Kriminell sind hier alle, Gewalttaten abgeneigt ist niemand, und allgemein will jeder Chili ans Leder. Cool bleiben ist angesagt.

Als cool galt es wohl auch, bei diesem Film dabei zu sein, denn die nicht enden wollende Liste an namhaften Gaststars umfasst auch noch Co-Produzent Danny DeVito (der kurz seine Rolle aus Teil Eins wiederaufleben lässt), Steven Tyler und den Rest von Aerosmith sowie die Black Eyed Peas (als sie selbst), und Action-Star/Ex-Wrestler Dwayne "The Rock" Johnson als - Achtung! - schwuler Bodyguard mit Afrolook und Schauspielambitionen. Dessen köstliche Selbstparodierung ist dabei das heimliche Highlight von "Be Cool", der ansonsten leider an seiner eigenen Selbstverliebtheit zu ersticken droht.
Einen Großteil seines vermeintlichen Humors bezieht "Be Cool" aus einer locker gemeinten, aber bemüht wirkenden Selbstreferentialität - was Mitte der Neunziger tatsächlich mal cool war, heute aber nur noch wie ein Gag von gestern wirkt. Wenn da Steven Tyler sagt, er sei kein Rockstar, der für billige Promo-Zwecke in einem Film mitspielen würde, oder Chili nach dem anfänglichen Attentat auf seinen Kumpel (der ihm gerade einen Film über sich selbst schmackhaft machen wollte) lapidar bemerkt, dass man keinen Film machen kann wo die Hauptfigur in der ersten Szene stirbt, dann will Drehbuchautor Peter Steinfeld (der schon bei der Fortsetzung "Reine Nervensache 2" nicht überzeugen konnte) lässig Richtung Publikum zwinkern, erntet aber kaum mehr als müde Gähner für solch abgestandene Witzigkeit. Das alles erscheint ähnlich aufgesetzt wie der Ghetto-Slang von Manager Raji, der gerne der derbste Pimp wäre, dafür aber einfach zu weiß ist.
Der gesamte Film wirkt oberflächlich - was eben passiert, wenn man unbedingt cool erscheinen will und dabei jegliche Substanz vermissen lässt. Sinnbildlich dafür ist Uma Thurmans Charakter Edie. Die hält man bei ihrem ersten Auftritt erst für eine Schnapsdrossel, dann für eine strohdoofe Blondine, obwohl sie weder das eine noch das andere ist. Sonst ist sie aber auch nix, denn für den Rest des Films bleibt sie konturlos, nicht mehr als hübsch anzusehende Staffage an Chilis Arm (und ist somit kein überzeugender Ersatz für Rene Russos souveräne Powerfrau Karen aus "Schnappt Shorty"). Eine gemeinsame Tanzszene von Travolta und Thurman kann dementsprechend auch nicht mehr bringen als sehnsüchtig daran zu erinnern, wie endlos cool ihr letztes gemeinsames Leinwandtänzchen war (Stichwort: Jack Rabbit Slim's Twist Contest).
Hübsch anzusehen ist auch der gesamte Film in der Hinsicht, dass jede Szene für sich eigentlich durchaus Spaß macht und auch gelungen ist, die Macher aber oftmals - ganz verliebt ins eigene Material, die Figuren und den Heidenspaß, den man sicherlich beim Drehen hatte - die Sache einfach laufen und damit auch schleifen lassen. Konsequenz: Es fehlt an Tempo, die Story kommt nie so richtig in Gang und plätschert dahin, bis sich das zunehmend dichter werdende Netz aus Tricks, Fallen und Täuschungsmanövern seinem vermeintlichen Höhepunkt nähert - nach dem es dann wiederum noch zu lange weiter geht, um die Sache knackig und pointiert zu Ende zu bringen (was wiederum im Vorgänger viel besser gelöst worden war).

Kurz: "Be Cool" ist eine Fortsetzung, die erstens zu spät kommt, um noch vom Erfolg des Originals zehren zu können, zweitens Charme und Knackigkeit des Vorgängers vermissen lässt, und drittens trotz zahlreicher guter Charaktere und erlesener Darsteller nie verhehlen kann, dass sie in allen Belangen nur ein lauwarmer Aufguss des ersten Teils ist. Noch kürzer: Ein Film, der zuviel daran setzt cool zu sein, um wirklich cool zu sein.


10
10/10

Also, das ist mit Abstand der beste Film aus diesem Genre (Krimi-Komödie mit Coolness-Faktor). Wer da sagt, der Film wäre weder witzig noch cool, hat 'nen nassen Helm auf. Alle Rollen sind selbstverständlich als Parodie auf gängige Klischees angelegt und wirken deshalb surreal.

Mit dem Vorgänger absolut nicht zu vergleichen, der zwar gut ist, aber definitiv nicht die Klasse der Schauspieler und Texte hat.

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