Babycall

Originaltitel
Babycall
Jahr
2011
Laufzeit
94 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 9. Juli 2012

babycall 1Es ist ein ziemlich grauer und trister Wohnblock, in den Anna (Noomi Rapace) zusammen mit ihrem Sohn Anders (Vetle Q. Werring) einzieht, doch für die verstörte junge Frau ist es trotzdem ein hoffnungsvoller Neuanfang. Offensichtlich hat sie gerichtlich durchsetzen lassen, dass der Vater des Jungen sich den beiden nicht mehr nähern darf und zwei Mitarbeiter der Sozialbehörde sehen nun bei ihr regelmäßig nach dem Rechten. Doch wirkliche Ruhe und Erholung kehrt nicht ein, denn über das neugekaufte Babyphone hört Anna bald fremde Stimmen und Geräusche. Der freundliche und hilfsbereite Verkäufer Helge (Kristoffer Joner) versucht sie damit zu beruhigen, dass es sich vermutlich um eine Frequenzüberlagerung mit benachbarten Wohnungen handelt. Doch die Störgeräusche reißen nicht ab und außerdem deuten sie schließlich darauf hin, dass in den Nachbarwohnungen sehr bedenkliche Dinge vorgehen und anscheinend Kinder misshandelt werden. Als auch Anders sich immer seltsamer benimmt und die Beamten damit drohen ihr das Sorgerecht zu entziehen, droht die sensible Anna unter der Last der bedrohlichen Situation zusammenzubrechen.

 

babycall 2Kurz bevor Shooting Star Noomi Rapace in Ridley Scotts „Prometheus“ ihr Hollywood-Debüt gibt, kommt noch dieser kleine schwedisch-norwegische Psychothriller in unsere Kinos, den die Entdeckung aus der skandinavischen „Verblendung“-Verfilmung fast komplett alleine trägt und der ganz sicher nichts für die Anhänger von Action und Tempo ist. Die Rolle der in sich gekehrten Anna ist dabei auf den ersten Blick eine völlige Abkehr von der Figur der so radikal und offensiv agierenden Lisbeth Salander, doch auch die entpuppte sich ja schließlich als in Wahrheit sehr verletzlich.

In „Babycall“ wandelt Rapace auf einem schmalen Grat zwischen der noch glaubwürdigen Verkörperung einer zutiefst verunsicherten, verhuschten und kaum noch kommunikationsfähigen Frau und dem Schritt zur Übertreibung, bei dem man eben merkt, dass hier jemand sehr engagiert „spielt“. Was ihr durch die Story aber auch nicht einfach gemacht wird, denn nach einem relativ „normalen“ Beginn wird es zusehends abstruser und die Merkwürdigkeiten dementsprechend kaum noch halbwegs rational zu erklären. Schon recht bald wird offensichtlich, dass nicht alles was Anna sieht und hört wohl auch wirklich geschieht und es wird zur spannenden Aufgabe des Zuschauers selbst zu entschlüsseln, wo das noch der Fall ist und wann nicht.

babycall 3

Atmosphärisch ist das alles fein gemacht und erinnert, sowohl was die Tristesse des Wohnblocks und seiner Umgebung als auch die nicht ganz „vertrauenswürdige“ Hauptfigur mitsamt ihrem Kind angeht, stark an Walter Salles' „Dark Water“ aus dem Jahr 2005, der wiederum seinerseits die Adaption einer japanischen Vorlage war. Dort betonte man zwar das Übernatürliche noch etwas stärker als es hier der Fall ist, konnte dabei letztendlich aber trotzdem etwas mehr überzeugen. Denn „Babycall“ strapaziert im Finale seine Glaubwürdigkeit und die Bereitschaft des Betrachters, sich auf den schließlich gewählten Pfad einzulassen, bis aufs Äußerste, im Grunde sogar noch ein wenig darüber hinweg. Das kann den guten Gesamteindruck dieses recht radikalen kleinen Thrillers zwar nicht mehr vollständig trüben, hinterlässt aber zumindest einen faden Nachgeschmack.

Bilder: Copyright

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