Wie im Himmel

Originaltitel
Sa som i himmelen
Land
Jahr
2004
Laufzeit
125 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
10
10/10
von Anna Sola / 2. Juni 2010

Um ein Haar hätte es diesen Film nie gegeben, denn 1986 beschloss Regisseur Kay Pollak sich vom Filmemachen zu verabschieden. Der schwedische Premierminister Olof Palme war nach dem Besuch einer Vorstellung von Pollaks Film "Love Me" ermordet worden, und ganz Schweden stand unter Schock. Pollak begann durchs Land zu reisen und Seminare zu geben. Dabei fand er heraus, mit wie viel Leidenschaft das Singen in Chören in seiner Heimat betrieben wird. Der Chor schien ihm eine perfekte Metapher für Menschlichkeit zu sein, und schon war die Idee zu "Wie im Himmel" geboren. Fast zwei Jahrzehnte nach seinem Rückzug aus dem Filmgeschäft feiert Pollak nun ein Comeback sondergleichen: Sein Film wurde von zwei (von insgesamt neun) Millionen Schweden gesehen, und darüber hinaus noch für den Oscar in der Kategorie "Bester ausländischer Film" nominiert.

Oben im Norden von Schweden ticken die Uhren noch anders. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen zieht es den berühmten Musiker und Dirigenten Daniel Daréus (fantastisch: Michael Nyqvist) nach einem Zusammenbruch auf der Bühne instinktiv in sein Heimatdorf zurück, obwohl seine Kindheit dort wenig rosig war. Doch selbst der Erfolg konnte ihm nicht seinen Traum erfüllen, Musik zu machen, die die Herzen der Menschen öffnet; und so hat er beschlossen, sich von der Musik zurückzuziehen. In der verschneiten Einöde will er die Einsamkeit genießen und nur "zuhören".
Da hat er allerdings die Rechnung ohne die Dorfbewohner gemacht, denn die wünschen sich nichts sehnlicher, als dass Daniel die Leitung ihres Laien-Chors übernimmt. Obwohl er zunächst zögert, übernimmt er schließlich den Posten, aber damit sind noch längst nicht alle Barrieren überwunden, denn die schrullige Gemeinde hat eine ganz eigene Dynamik, in die Daniel sich erst einleben muss. So können die Chormitglieder mit Daniels abstrakten Konzepten genauso wenig anfangen wie er mit dem Vorschlag, mitten in der Chorprobe eine Kaffeepause einzulegen. Doch nach und nach ziehen ihn die herzlichen Menschen, die zuerst wie naive Kinder vor ihm sitzen, in ihren Bann, und auch sie können Daniels mitreißender Art nicht widerstehen.
Allen voran ist da Lena, unwiderstehlich gespielt von Frida Hallgren, die auf der diesjährigen Berlinale für Schweden als European Shooting Star ausgezeichnet wurde. Hallgrens Lena ist verletzlich und stark zugleich und wird im Film stets von Engelssymbolen umgeben. Allerdings bezeichnet Regisseur Pollak sie als Engel "mit einem Schwert", denn sie kämpft für ihr Glück und das der Anderen. Lena schwärmt für Daniel und erkennt schnell, dass sich die beiden offensichtlich unterschiedlichen Menschen perfekt ergänzen, fast so als hätten sich zwei Hälften wieder gefunden. Pollak stellt dies filmisch wunderbar dar, indem er Daniel Lena helfen lässt, ihre Balance beim Singen zu finden, während sie ihn bei seinen Radfahrversuchen vor dem Umkippen bewahrt.
Doch Daniel hat noch mehr Bewunderer, denn auch Gabriella (die schwedische Sängerin Helen Sjöholm), die beim Chor Zuflucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann sucht, und die Pastorsfrau Inger schwärmen heimlich für ihn. Bald hat der sonderbare Außenseiter das Dorf in zwei Lager gespalten - die die ihn lieben, und die, die ihn dafür hassen. Ein fantastischer Antagonist ist der von seinen eigenen Lastern geplagte Pastor Stig (Niklas Falk). Es war zwar seine Idee, Daniel den Posten als Chorleiter anzubieten, nun aber fühlt er sich von seiner Position als Leithammel der Gemeinde verdrängt und will alles tun, um die alte Ordnung wieder herzustellen.

Die Hauptrolle des Films gehört eigentlich der Musik, denn sie ist allgegenwärtig. Mit Stefan Nilsson wurde einer der erfolgreichsten schwedischen Filmkomponisten verpflichtet, der schon die Musik zu Filmen wie "Pelle der Eroberer" schrieb. Der Kontrast zwischen Daniels altem und seinem neuen Leben wird hörbar mit dem Wechsel von klassischen Konzerten zu traditionellen schwedischen Volksliedern markiert, und im Zentrum des Films steht Gabriellas herzzerreißendes Lied, das Daniel eigens für sie komponiert hat, um sie auf ihrem Weg zur Selbstfindung zu unterstützen. Gabriella-Darstellerin Sjöholm, die in Schweden als Musical- und Solosängerin berühmt ist, vermittelt mit dem Lied zugleich Stärke und Verletzbarkeit ihrer Figur und macht es darüber hinaus zu einem Ohrwurm, der einen noch lange nach dem Kinobesuch begleitet.

Pollak gelang mit "Wie im Himmel" ein berührendes, lustiges und tragisches Meisterwerk, das von einem grandiosen Ensemble getragen wird. Offiziell gilt wohl Nyqvist als Star des Films, aber ihm geht es wie seiner Figur Daniel: erst zusammen mit den anderen kann er "seinen Ton finden" und in vollem Glanz erstrahlen. Bleibt zu hoffen, dass Pollaks nächster Film nicht 18 Jahre auf sich warten lässt.


10
10/10

Ich möchte gar nicht viel zu diesem Film sagen...denn ich wüsste nicht wie ich meine Gefühle in Worte fassen sollte... und 10 von 10 Augen verraten ja schon, wie sehr mich diese Geschichte berührt hat.

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10
10/10

ich habe noch nie einen Film gesehen, welcher so viel aussagt und bewegt und wahre Werte verbreitet! Die besten Medien die Welt zu verbessern sind die Musik und die Liebe! In Luzern läuft der Film bereits die 75 Woche.... das hat auch der "beste Film aller Zeiten" Titanic nicht geschafft!

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8
8/10

Wirklich ein schöner Film. Klar, er bedient einige Klischees, aber wollen wir das nicht hin und wieder alle mal?
Auch als Musikerin kann ich über das Dirigat hinwegsehen. Leute, es gibt Schlimmeres!
ein bisschen mehr Musik hätte ich mir erwartet - nicht nur so mal zwischendurch.
Unbedingt gucken!

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10
10/10

Ich kann nur dem Herrn Sam.R beipflichten und mich anschliessen. Ein toller Film. Ein Film der uns Zuschauern endlich wieder das Gefühl vermittelt wie klein wir doch sind, und welche Künste über uns stehen, wie z.B. die Musik. Wie ausdrucksstark werden wie hier im Film mit allen Problemen die uns umgeben konfrontiert und wie bedeutungslos sind diese Probleme im Angesicht der Musik und der Liebe.

PS. Liebe MusikSTUDENTEN und Lästerer..kommt einfach mal runter und denkt darüber nach was euch dazu bewegt hat Musiker zu werden. Wenn ihr es dann immer noch nicht versteht, dann ist euch net zu helfen ihr armen.

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1
1/10

Ich fand den Film persönlich nichtssagend. Darüberhinaus lässt er einige Fragen offen und ist in einigen seiner vermittelten Botschaften "extrem"

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10
10/10

wie geht es an, dass es tatsächlich verblendete gibt, die nicht volle punktzahl geben? Man - seht doch mal hin und laßt euch tragen von der geschichte, seinen handlungen und seiner gottvolle musik. einfach unsagbar. ich würde auch 100 augen geben....schön, dass ich diesen film rein zufällig in der videothek gesichtet und mal mitgenommen habe. ein großartiger, großartiger, großartiger film!!!!!

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10
10/10

Danke,vielen vielen Dank Kai Pollak für diesen wunderschönen Film.

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10
10/10

gänsehaut - offener mund - viele gefühle

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10
10/10

Einfach nur gut, sowohl Bilder als auch die Musik.
Gabriella's Song arrangiere ich gerade für meinen Frauen-Chor.

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6
6/10

Auch ich fand den Film wundervoll, er hat mich sehr berührt, doch der fehlende Mut die Hauptperson nach erreichen des großen Ziels einfach in den Alltag zu entlassen und das Erfahrene dann umzusetzen, zu Leben, hat mir viel wieder genommen, zuviel um 10 Augen zu vergeben

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1
1/10

oje oje..

mehr kann man dazu nicht sagen...

tolle Toiletten-Szene am Ende;-)

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7
7/10

das pathos ist ein bissi zu groß geraten. trotzdem. nicht schlecht!
also für mich kein "heul-film" -- aber ein kleines gänsehäutchen hab ich bei gabriellas lied scho bekommen ;-)

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10
10/10

für diesen Film kann ich mich nur bedanken. Endlich ein Film mit Tiefgang, Würde, Respekt vor dem Menschen und des Lebens. Er zeigt auf, wie wir uns durch Achtlosigkeit gegenseitig das Leben schwer machen können - und zeigt eine Möglichkeit, wie ein Mensch seiner Verantwortung im Leben auch gerecht werden kann. Neue Wege zu gehen und den Mut dafür zu finden. Der Film zeigt wunderbar, wie die verkrusteten Denkstrukturen der Menschen dieses Dorfes durch die Herzens-Initiative des Dirigenten an die Oberfläche gespült werden und alle sich plötzlich mit den wesentlichen Gefühlen - die das Leben ausmachen - auseinandersetzen müssen. Das ist ein wunderbarer Reifeprozess.
Ich liebe schwedische Filme - und ich hoffe, noch viele dieser Art von Kai Pollak sehen zu können. Inzwischen habe ich erfahren, dass es in Landshut bereits einen Chor gibt, der diesen Weg gegangen ist und damit Erfolg hat. Inzwischen ist Aufnahme-Stop.
Falls jemand im Münchner Raum einen Chor kennt, der damit arbeitet, bitte mir bescheid zu geben.

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10
10/10

Was für ein still schreiender Film
Er schreit so zart und still nach Wahrnehmung, Respekt, Würde und Achtung im Umgang von Menschen. Es ist einfach nicht zu überhören.
Das Lied der Gabriella ist für MICH der zwischenzeitliche Höhepunkt einer latenten Entwicklung in diesem Film.
Es berührt, es rüttelt auf, es erzeugt Gänshaut, es wärmt.
Nicht mehr wegschauen, sondern sich bekennen.
Sich ehrlich einmischen, wenn Not die Situation erfordert.
Sich zu seinen Gefühlen bekennen.
Danke für diesen Film, den ich für mich erst jetzt erschließen konnte. Danke für das Geburtstagsgeschenk.

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10
10/10

Ich bin ein Mensch der sich gerne Filme mit viel Action und "tollen" Explosionen anschaut, so dass die Bässe in der Wohnung nur so vibrieren... auch Horrorfilmen - z.B. Saw 1-5 - bin ich nicht abgeneigt. Trotzdem finde ich einen Film wie Titanic wirklich sehr gut. Soviel zu meinem "Profil".
Wie im Himmel landete in meinem DVD-Player, weil meine Eltern so begeistert von dem Film berichtet hatten als sie aus dem Kino kamen. Also wollte ich mal schauen was an dem Film so "toll" ist.
Ich hatte keine Ahnung worum es in dem Film geht und habe mich einfach mal überraschen lassen. Der Titel ließ mich aber auf einen eher langweiligen Zeitvertreib vorbereiten.
Doch schon der Anfang weiß zu gefallen. Selten habe ich einen Film gesehen in dem die Hintergrundgeschichte, in so kurzer Zeit, so präzise wiedergegeben wird. Humor und Tragik spielen dabei absolut perfekt zusammen.
Und dann fing plötzlich jemand wie ich (siehe "Profil") an, diesen Film interessant zu finden.
Da ich nicht den gesamten Film detailliert bewerten möchte, versuche ich es kurz zu machen:
Das Thema, die Dramen und die Liebesgeschichten, bieten natürlich viel Spielraum für richtig dicken Kitsch. Wohinein dieser Film aber im Prinzip nicht rein gleitet. Es kommt immer anders als man es (wahrscheinlich von so manch anderer Hollywood-Produktion) erwartet, ohne aber das der Film genau die entgegengesetzte Richtung einschlägt, was auch wieder künstlich wirken würde. Meiner Meinung nach ist es genau das, was den Film so menschlich macht und was den Zuschauer richtig an der Gemeinschaft im Film teilhaben lässt. Der Film gleitet die ganze Zeit auf dieser Linie und lässt nicht vorausahnen was als nächstes passiert, ohne dabei die Zuschauer zu verwirren. Denn die Geschichten der einzelnen Charaktere werden wunderschön unauffällig in den Film integriert. Als Zuschauer bekommt man davon nur sehr selten etwas mit. Einfach großartig gemacht.
Für mich ist dieser Film definitiv, rein emotional und storytechnisch, der Beste den ich je gesehen habe.
Auch beim Soundtrack fragt man sich warum dieser nicht öfter zu hören ist. Er passt einfach perfekt zum Film. Und wenn man das Lied nochmal zufällig hört, hat man sofort wieder die Bilder des Films vor Augen - für auch ein Indiz für die Klasse des Films.
Die Leute die hier teilweise nur einen Punkt vergeben haben kann ich nicht so ganz verstehen. Diese scheinen alle sehr aktive Musiker zu sein. Aber beachtet bitte folgendes: Ich behaupte 0,5% der Menschen wissen wie man dirigiert. Wenn man sich so an diesem Kritikpunkt aufhängt und den Film darüber bewertet spricht für mich nur eine Sache daraus - Neid.

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10
10/10

Mir hat der film wirklich sehr gut gefallen!!
Mitlerweile hab ich ihn schon 4x gesehen!!
Ich kann ihn nur weiterempfelen!!
Für die, die den Film noch nicht gesehen haben-viel Spaß!!

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10
10/10

nun gibt es drei Filme, die mich zutiefst bezaubert haben:
"Harold & Maude" mit Musik von Cat Stevens
"Jenseits der Stille" mit der unvergleichlichen Klarinetten-Musik
von G. Feidtmann
und
"Wie im Himmel", mit ebenfalls tief berührender Musik, dem
Thema Chor und was daraus entstehen kann.
Ist Musik nicht ein unglaubliches Mittel, Menschen auf einer Ebene
zu begegnen, wo Worte nichts mehr bewirken? Die internationale
Sprache schlechthin, die jeder auf Anhieb versteht.

Alle dreiFilme kann ich mir immer wieder anschauen und meine Gänsehaut geniessen. Hier wurde mir klar, wie wichtig das Medium
Musik beim Film ist. Kein guter Film ohne gute Musik!

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9
9/10

Tolle Kameraführung, tolle Schauspieler, toller Film!

Chormusik ist Verkündung. Jede Rolle lässt auf das Neue Testament übertragen: Jesus, Maria Magdalena... Eben wie im Himmel!

Wen noch mehr in dieser Art interessiert, in Norwegen gibt es einen schönen Film über den Männerchor in Berlevåg: Heftig og begeistret (Cool & Crazy), der 1999 gedreht wurde. Eher ein Dokumentarfilm wurde er damals zum vierterfolgreichsten in Norwegen überhaupt.

Mehr z. B. hier:
http://nordlandseite.de/berichte/reise/berlevag.htm
(Private Seite)

Hej då

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8
8/10

Ich war von dem Sinn dieses Films tief beeindruckt, ich bin selber ein behinderter Musiker mit einer chronischen Krankheit und beweise wie man trotz einer solchen Krankheit irgendwie andern noch eine Freude machen kann.
Meine Seite: www.wolfsburg.jimdo.com.
Vor 4 Jahren hatte ich die Mutter mit Krankheit verloren und vor 2 Jahren den Vater und lebe hier allein.
Den Film hatte ich mehrmals gern gesehen.

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