Mulholland Drive

Originaltitel
Mulholland Drive
Jahr
2001
Laufzeit
152 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
10
10/10
von Frank-Michael Helmke / 22. Juni 2010

David Lynch, der 1997 mit "Lost Highway" nach fünfjähriger Pause auf der Leinwand fulminant reüssierte, bekam ein Jahr später vom US-Sender ABC den Auftrag, die Pilotfolge für eine geplante TV-Serie namens "Mulholland Drive" zu inszenieren. Nach Sichtung des Materials allerdings schlugen die Bosse die Hände über den Köpfen zusammen und erklärten das Projekt für gestorben. Über Umwege landete Lynch dann in Frankreich, wo sich Geldgeber fanden, die es dem Regisseur ermöglichten, aus seinem Material durch nachträgliche Drehwochen und eine ordentliche Postproduction einen eigenständigen Kinofilm zu machen. Nachdem in der Zwischenzeit "The Straight Story" in den Kinos angelaufen war, kann man nun dort Lynchs neuesten Geniestreich "Mulholland Drive" bewundern, der wie die Essenz aus seinen bisherigen Werken daherkommt.

Versuch einer Rekapitulierung: Eine Frau (Laura Elena Harring) überlebt einen Mordanschlag, und versteckt sich in der Wohnung von Betty Elms (Naomi Watts), einer angehenden Schauspielerin. Sie hat ihr Gedächtnis verloren, und nach einem Blick auf ein Filmplakat nennt sie sich Rita. Die beiden Frauen freunden sich an, und zusammen versuchen sie, Ritas Vergangenheit auf die Spur zu kommen.
Parallel: Der erfolgreiche Regisseur Adam Kesher (Justin Theroux) bekommt in einem Treffen, in dem über die Besetzung für seinen neuen Film gesprochen werden sollte, die Hauptdarstellerin von zwei bestimmend auftretenden Männern aufgezwungen, die im Namen eines ominösen Mannes handeln, der allein in einem Sessel sitzt und nur per Telefon mit der Außenwelt kommuniziert.

Diese beiden Handlungsstränge kreuzen sich schließlich, und spätestens ab diesem Punkt muß jede Nacherzählung der Handlung scheitern. Der Film, der sich bis dahin wie ein zwar ungewöhnlicher, aber dennoch verständlicher Thriller ausgab, wirbelt nun die Personenkonstellationen und Zeitebenen durcheinander. Alles, was vorher so klar und einleuchtend erschienen war, stellt sich nun als Täuschung heraus, und ein kognitives Nachvollziehen des Geschehens auf der Leinwand ist nicht mehr möglich. Das Großartige bei Lynch ist es aber, daß seine äußerst komplexe Montagetechnik durchaus Sinn zu haben scheint, und man nach Ende des Films das Gefühl hat, daß das ganze Geschehen absolut schlüssig ist; ähnlich wie bei "Lost Highway" hat man den Eindruck eines geschlossenen Kreises.
"Mulholland Drive" gewährt dem Zuschauer einen Einblick in das faszinierende Lynchland, das wohl nur derjenige wirklich erfassen kann, der alle bisherigen Filme des Regisseurs gesehen hat und nachvollziehen konnte. Trotzdem scheint sich ein erkennbarer roter Faden durch seine Werke zu spinnen. Die Abgründe, die sich hinter der scheinbar normalen Oberfläche verbergen, sind auch in diesem Film wieder Thema. Nicht umsonst spielt der Film in Hollywood, und die Ereignisse zum Ende des Films hin ergeben sich anscheinend aus einer Persönlichkeitsspaltung heraus.
Manche Kritiker wenden gegen Lynch und seine Filme ein, daß er die Zuschauer nur verarschen wolle, indem er Filme dreht, die keiner versteht und sich dann darüber amüsiert, wie die Leute versuchen, darin einen Sinn zu entdecken. Tiefsinnige Kunst oder total Schwachsinn sind bei Lynch die beiden entgegengesetzten Pole, dazwischen gibt es nichts. Was man von Lynch halten soll, bleibt jedem selbst überlassen. Doch um sich eine Meinung zu bilden, muß man sich seine Filme anschauen; und das möglichst mehrmals.


9
9/10

Einer der wenigen Filme,die ich nicht verstanden habe,aber trotzdem unglaublich fesselnd! Jetzt kann ich mir so ungefähr einen reim drauf machen,aber wenn man zu lange über einen lynch-film nachdenkt,kriegt man tierische kopfschmerzen^^

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10
10/10

Mulholland Drive, der erste Lynch den ich gesehen hab.
vor einer Woche angesehen (insgesamt 2mal in dieser woche) und der Film hat mich nicht mehr losgelassen. Er hat sich in mich hineingefressen, mich gezwungen einen tieferen Sinn zu finden, der Film hat in dieser Woche meine Gedanken kontrolliert wie ich es bei keinem anderen Film erlebt habe. Ich musste ständig an die bizarren Szenen denken, im zweifelhaften Versuch einen Sinn zu finden.
Ich erkenne Zusammenhänge, kann diese aber nicht zu einer kompletten Geschichte ausbauen. Nach einer Woche bin ich soweit, eine Lösung der Geschichte zu haben, die mich halb zufrieden stellt, die aber noch deutlich weiter interpretiert werden kann.
Wie gesagt, der Film hat eine Wirkung wie ich sie noch nie erlebt habe. Da freut man sich dann auch, dass es auch hirnlose Filme gibt, zum Entspannen. Ich freu mich riesig auf Inland Empire, in der Hoffnung, dass mich dieser auch lynchnotizieren wird.

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9
9/10

Ich finde den Film sehr sehr gut, leider habe ich ihn nicht im Kino gesehen sondern auf DVD. Lynch filme muss man eigentlich im Kino sehen, wegen der Atmosphäre. Da ich schon Lost Highway gesehen hatte, wusste ich was mich erwartet. Ich gebe Mullholland Drive nur 9 Punkte, da er an Lost Highway nicht ganz heranreichen kann. Bei Lost Highway fand ich besser, das man der Meinung ist, dass der Film einfach eine Logik haben muss. Das war das coole an Lost Highway, surreal aber irgendwie doch logisch. Mullholland Drive ist aber so durchgeknallt, dass ich gar nicht nach einer Logik gesucht habe. Im übrigen geht es bei vielen Lynch Filmen NICHT um Logik oder Sinn. Was die Filme so besonders macht ist die Atmosphäre und das Realität mit Traumwelt ineinander verschmelzen. Die dabei entstehende Atmosphäre, Simmung ist einfach krass und ich kenne keinen anderen Regisseur der solch eine erzeugen kann. Deswegen ist David Lynch so einzigartig.
Die die Lynch Filme scheiße finden, kann ich aber schon verstehen. Entweder man mag surreale filme bzw. lässt sich darauf ein oder eben nicht.

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4
4/10

Ich muss gestehen, ich habe den Film überhaupt nicht kapiert. Kann aber auch daran gelegen haben, dass ich ihn a) nur einmal und b) auf Englisch geschaut habe. Habe aber irgendwie kein Bedürfniss, ihn wieder zu sehen, da er mich total verwirrt hat, und wenn, dann auf Deutsch.

Pluspunkte gibt es auf jedenfall für die grandiose Umsetzung wie zB das man wirklich nie weiss, was als nächstes passiert (zum Beispiel bei der Bluebox, ich sass einfach nur da und habe mich gefragt "wtf..").

Abzug gibt es eben, weil ich ihn bis dato noch nicht kapiert habe, und weil das eigtl. nicht der Sinn eines Film sein sollte. Ich meine, darüber nachdenken, sich Gedanken machen ist total in Ordnung, aber man kann's auch übertreiben.

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9
9/10

Keine Ahnung ob Meister Lynch irgendeinen ureigenen obskuren-subjektiven Zusammenhang bzw Sinn in seine Filme steckt, dafür gibt es zuwenig Statements von ihm, ansonsten gehts mir hier wie fast allen, man sitzt vor der Kiste und im Kopf tümmeln sich Fragezeichen ohne Ende.Lynch dreht atmosphärisch dichte, alptraumhafte Szenarien, die mir zum Teil immer mal wieder, in ähnlicher Form, in meinen Träumen begegnet sind, egal ob das ganze einen Sinn ergibt oder nicht.Bei diesem Filmchen hier, bin ich immer wieder zwischendurch in seltsam tranceartige Zustände geschlittert.Wichtig die gespenstische Musik von Badalamenti zu erwähnen, der Lynchs Szenarien kongenial musikalisch untermalt.Watt soll man noch sagen,ich finds geil..

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7
7/10

Ein interessanter Film mit unglaublich abstruser Geschichte und vielfältig unverständlicher Handlung...

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10
10/10

Zur Einordnung: Für mich der beste Lynch-Film, da er exakt das repräsentiert, was einen Lynchfilm und seine besondere Faszination ausmacht.

Zum Thema Verstehen:
Die Rezeptionsästhetik lehrt, dass der mediale Dekodierungsprozess subjektiv geprägt ist. Dabei greift der Zuschauer zur Entschlüsselung der Informationen auf seine bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse und die damit verbundenen Gefühle zurück. Da diese bei jedem anders sind, deutet jeder Filme auf seine eigene Art.

Lynch schafft es diesen individuellen Prozess sichtbar zu machen und damit die Deutung vor den Inhalt zu stellen. Dies gelingt ihm so eindringlich und intensiv, dass seine Filme für jeden einzelnen Zuschauer im Kino gedreht sind.
Dies kann man natürlich auch erreichen, indem man einen totalen Kreativmist ohne Zusammenhang und Logik erstellt (siehe Hurz). Alleine den Unterschied zu erkennen vermag nicht jeder.

Den versierten Cineasten beschleicht hier allerdings mehr als das Gefühl, dass es bei Mulholland Drive nicht so ist. Er ist überzeugt, dass der Film vielmehr von bestechender Qualität (immer gemesen an den Drehumständen) ist.

Wem dieser Film nicht gefällt, möge sich bei Lynch bedanken, denn nur für ihn hat er diesen Film so gedreht, dass er ihm nicht gefällt...

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5
5/10

Ich glaube, daß diese Art von Film Schizophrenie induzieren kann. Natürlich nur wenn man eine Anlage dazu hat. Da gehört so eine Art Beipackzettel zur DVD dazu. Nach dem Motto:Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Es ist schon witzig wie da versucht wird dem Unsinn einen Sinn abzuringen. Mit vielen schwierigen Worten.
Weiter so.

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10
10/10

p.s.
Manchmal glaube ich dass Mulholland Drive der Film ist in dem David Lynch sein Ziel am Besten erreicht... der Film in dem er das konkrete und fantastische am Besten kombiniert und genau den seltsam schwebenden und existenziell verunsichterten Bewusstseinszustand erzeugt um den es ihm geht, in dem alle Türen zum Unterbewusstsein offen sind und letztlich alle "wahren Geschichten" passieren können - oder jedenfalls dass was Lynch selbst "wahr" erscheint.

Sein späteres Werk wird manchmal zu selbstgefällig um den Zuschauer wirklich mitzunehmen (z.B. "Inland Empire"), aber die früheren Arbeiten sind oft entweder ganz explizit im Surrealen angesiedelt ("Eraserhad") oder enthalten Kompromisse mit Hollywood Standards.
("Blue Velvet" z.B. ist zweifelsohne sein Durchbruchs-Film, scheint aber gegenüber Mulholland Drive doch voller Gimmicks zu stecken)

Lost Highway ist ähnlich, hält aber dann doch eine schlüssige Erklährung für alles parat.

Je länger ich drüber nachdenke sitzt Mulholland Drive gerade so auf der Kante...
Lynch führt den Betrachter in ein Labyrinth das halbenteils Sinn macht... die Realität fällt auseinander, aber nur halb.
M.E. die perfekte Reflexion darauf wie Los Angeles auf seine Bewohner wirkt.

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