"Charmed" - Staffel 2: ... Hexe sein dagegen sehr

von Volker Robrahn / 1. September 2008

Es gibt nicht gerade viele TV-Serien, die eine Laufzeit von sieben Jahren vorweisen können, und besonders im Bereich der Fantastik gelang das im letzen Jahrzehnt lediglich einer handvoll Produktionen. Wenn nun also "Charmed", die Serie um drei zaubernde Schwestern, in diesen Tagen bereits die 150. Folge erreicht und ein Ende noch überhaupt nicht abzusehen ist, sollte einem das schon ein wenig Respekt abnötigen. Doch obwohl die Serie sich als wesentlich erfolgreicher erwiesen hat als beispielsweise der letzte "Star Trek"-Ableger und demnächst, gemessen an der Zahl der Episoden, sogar den jahrelangen Konkurrenten "Buffy" überflügeln wird, gilt "Charmed" noch immer ein bisschen als Stiefkind im Fantasy- und SF-Fandom, dem relativ wenig Beachtung geschenkt wird.
Gründe dafür lassen sich natürlich schnell finden: So nimmt das übernatürliche Element in der Serie (zumindest in den ersten Staffeln) nicht die dominante Stellung ein, wie sonst im Genre üblich. Mindestens genauso bedeutend sind die Liebes- und Selbstfindungsaktionen der drei jungen Damen, deren Selbstbewusstsein gar nicht mal so unerschütterlich ist. Und da fühlen sich dann halt vor allem die weiblichen Zuschauer angesprochen, die sonst auch gerne mal bei den Neurosen der Grazien aus "Ally McBeal" oder "Sex and the City" rein geschaut haben. Zudem ist manch einem hart gesottenen Freund von blutigen Vampir- und Werwolfjagden das Ganze auch einfach ein wenig zu "soft", werden die Hexen doch zumeist eher von - zumindest äußerlich -außerordentlich attraktiv erscheinenden "Warlocks" bedroht. Doch sind dies zum Teil auch unberechtigte Vorurteile, hat die Serie sich doch im Laufe der Jahre recht stark gewandelt. Daher möchte Filmszene.de die DVD-Veröffentlichung von "Charmed" zum Anlass nehmen, diese Entwicklung deutlich zu machen und den Weg der drei zauberhaften Hexen einmal etwas genauer zu betrachten.

Ein gutes Jahr ist vergangen, seit die drei zauberhaften Schwestern Prue, Piper und Phoebe Halliwell ihre magischen Kräfte entdeckten. Und obwohl sie sich recht schnell mit ihren Kräften vertraut gemacht haben, war es ihnen trotzdem nicht möglich, den Tod von Prues Freund, dem Polizisten Andy Trudeau zu verhindern. Jede Schwester versucht danach auf ihre Weise, mit dieser Tragödie fertig zu werden. Prue kommen Zweifel, ob ihre neu gewonnene Kraft eine Gabe ist, und wird zugleich in der ersten Folge "Abraxas" auf eine harte Probe gestellt, als ein Dämon den Schwestern ihre magischen Fähigkeiten raubt. Ein spannender und relativ tiefgründiger Auftakt für die zweite Staffel von "Charmed". Immer wieder werden die Schwestern auf die Probe gestellt, müssen unter anderem männermordende Dämonen vernichten, Unschuldige schützen und lernen, ihre Kräfte nicht für egoistische Zwecke zu benutzen.

Nachdem die erste Staffel in die Thematik eingeführt und die drei Hauptfiguren ausführlich vorgestellt hat, bietet die zweite nun Platz sowohl für die ersten Charakterentwicklungen der drei Schwestern, als auch für ein paar Hintergrundinformationen zur Familiengeschichte der Halliwells. Der bereits in der ersten Staffel herrschende Konflikt zwischen der jüngsten Schwester Phoebe, die leicht verträumt durchs Leben läuft, und Prue, die hart arbeitet und so versucht ihren zwei Schwestern ein besseres Leben zu bieten, wird immer wieder aufgegriffen. Dabei fällt Piper als mittlere Schwester die Rolle der Vermittlerin zu, die damit gewiss keine leichte Aufgabe hat. 
In der achten Folge "Der Schrecken der Tiefe" erfährt der Zuschauer dann etwas über die Mutter der drei Schwestern. Prue fährt an den See, in dem ihre Mutter auf mysteriöse Weise ertrunken ist. Dort trifft sie Sam, den früheren Wächter des Lichts ihrer Mutter und gemeinsam mit ihren Schwestern kann sie näheres über deren Tod in Erfahrung bringen.

Doch bei all den Zeitreisen, ob nun geistig durch Erinnerungen oder physisch, erfahren die Halliwells nicht nur Gutes über sich selbst. Phoebe muss sich in "Verflucht in alle Ewigkeit" ihrer Vergangenheit stellen, als sie in einem früheren Leben als böse Hexe Schrecken verbreitete und zwei Frauen töten wollte, die heute als ihre beiden Schwestern wiedergeboren worden sind. Phoebe, die böse Hexe - ein Thema, welches noch reichlich Stoff für spätere Staffeln bieten sollte. 
Einen besonderen Leckerbissen bietet die Folge "Die Reiter der Apokalypse" in der sich die Schwestern den Schlips- und Anzugtragenden Herren "Krieg", "Pest", "Hunger" und "Tod" stellen müssen, die entsprechend den Zeichen der Zeit von ihren knochigen, seelenlosen Gäulen gestiegen sind und nun die Zerstörung der Welt mit Hilfe von modernsten Medien und der neusten Technik in Angriff nehmen.

Die insgesamt 22 Folgen der zweiten Staffel verteilt Paramount auf zwei DVD-Boxen, die ebenso wie die Sets der ersten Staffel allerdings mit null Extras ausgestattet sind. Immerhin bietet die Veröffentlichung auf DVD die Gelegenheit, die Serie einmal im englischen Originalton zu verfolgen und dabei zu erkennen, dass die Stimmen der drei Schwestern dann längst nicht so gleichförmig klingen wie in der deutschen Synchronisation. Und die recht hübsch entworfenen, aufklappbaren Boxen bieten insgesamt fast 1000 Minuten Laufzeit. Ebenfalls enthalten ist der zweite von insgesamt acht Gutscheinen, die auch in den zukünftigen Boxen beigelegt werden und bei fleißigem Sammeln noch eine "zauberhafte" Prämie versprechen.

Auch wenn die DVD-Boxen selbst nicht so viel her machen: "Charmed - Zauberhafte Hexen" bleibt eine gerade in den Anfängen unglaublich spannend und fesselnd erzählte Serie, so dass man auch skeptischen Nicht-Kennern den Griff ins DVD-Regal empfehlen kann.


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