American Pie – Das Klassentreffen: Interview mit den Regisseuren Jon Hurwitz & Hayden Schlossberg

von Volker Robrahn / 24. April 2012

Filmszene:  Jon & Hayden, wenn man sich Eure Biographie so anschaut bekommt man den Eindruck Ihr würdet  grundsätzlich alles zusammen machen.

AP Int 4Hayden Schlossberg: Ja und das bereits seit Highschool-Zeiten.  Da wurden wir Freunde, entwickelten den gleichen Film- und Humorgeschmack. Dass wir unser „Hobby“ aber zum Beruf machen und bis hierher tragen konnten ist natürlich ein wahrgewordener Traum.

 

Kann man denn sagen, dass somit echte „Fans“ die Marke „American Pie“ übernommen haben?

Jon Hurwitz: So siehts aus und das könnte als Beispiel für alle anderen Franchise-„Besitzer“ dienen. Also pass auf, George Lucas, es gibt eine Menge motivierter Fans da draußen.   Diese Art von etwa derberem und unanständigem Humor ist genau das was wir ja auch in unseren eigenen Filmen gerne eingesetzt haben und natürlich sind wie schon immer große Verehrer der „American Pie“ – Filme gewesen. Wir wussten auch sofort wo wir mit dem neuen Film hinwollten und welche Geschichte es zu erzählen galt. Jeder kennt doch mindestens eine solcher  Figuren in seinem Freundeskreis  und wir fanden es interessant zu schauen wo die wohl mit Anfang 30 stehen würden. Wo ist Stifler in dem Alter? – Er ist immer noch der gleiche unreife Junge. Wo ist Jim?  - Verheiratet, mit Kind und einem sehr unbefriedigenden Sexleben.

Hayden Schlossberg:  Ich finde es gerade an der Figur Stifler interessant zu zeigen, dass die Typen die während der Schulzeit stets die coolsten waren und die ganzen Partys geschmissen haben, dass diese Leute dann mit Anfang 30 meist gar nicht  mehr so cool sind und es im Leben nicht unbedingt weit bringen.

 

Sind sich die Herren Regisseure denn bei Ideen und Umsetzung immer einig?

Jon Hurwitz: Auf dem Set ja, da wirken wir als absolute Einheit. Weil wir alle Details bereits vorher bei der Arbeit am Drehbuch im stillen Kämmerlein besprochen haben und etwaige Differenzen dort ausräumen.  Wir hören uns zwar dann beim Dreh durchaus noch Vorschläge an, aber im Grunde ist es hilfreich für die Autorität wenn man dort seine Entscheidungen als einiges Duo vertritt. Da gibt es dann doch weniger Versuche von Schauspielern dagegen anzugehen.  Die müssen dann schon irgendwie mit Mum und Dad zurechtkommen. Ich bin übrigens Dad.

 

Ihr habt alle drei „Harold & Kumar“-Filme geschrieben, aber nur einen davon selbst inszeniert. Kann man daraus schließen, dass Ihr die Arbeit als Drehbuchautoren bevorzugt?

Hayden Schlossberg: Nein, so ist das nicht. Wir haben als Autoren angefangen und beim ersten „Harold & Kumar“ hatten wir noch keine Ahnung wie man Regie führt. Aber wir haben aufmerksam zugeschaut, viel gelernt  und dann den zweiten Film selbst inszeniert. Und das hätten wir auch beim Dritten getan, wenn nicht  kurz vor Drehstart der Anruf gekommen wäre, mit dem man uns „American Pie“ angeboten hat.  Da konnten wir nicht Nein“  sagen und mussten dafür dann leider unser eigenes Baby wieder in andere Hände geben.

Jon Hurwitz:  Beides hat seine Vorteile. Beim Schreiben lebst Du Deine Kreativität aus und hast Deine Ruhe. Aber auch das andere Extrem, der soziale Umgang mit einer großen Gruppe macht dann großen Spaß. Wir lieben Beides, etwas mehr Spaß hat man aber beim Regie führen – sofern man nicht gerade „Herr der Ringe“ inszenieren muss, vermutlich.

Hayden Schlossberg: Es gibt natürlich noch einen handfesten Grund, der für das Regieführen spricht: Man wird zu Interviews eingeladen und reist um die Welt. Drehbuchautoren will dagegen keiner sprechen, die sollen gefälligst zuhause bleiben und arbeiten.

 

AP Int 5Hattet Ihr irgendwelche Bedenken in der Küchenszene  tatsächlich den Penis von Jason Biggs zu zeigen? So etwas kommt ja gerade in amerikanischen Filmen doch eher selten vor.

Hayden Schlossberg: Nein, keinerlei Bedenken. Aus  zwei Gründen: Erstens ist die Art wie wir ihn zeigen ja in keiner Weise erotisch oder gar pornographisch.  Es sind die Umstände der Situation, die das ganze komisch machen und nicht ein simples: Hey, hier seht Ihr einen Penis, jetzt staunt mal schön.  So wie wir das machen, noch ein bisschen verdeckt durch eine durchsichtige Bratpfanne, das entspricht genau  unserem Motto an die Grenze zu gehen. An die Grenze, nicht darüber hinweg.  Genau bis zu dem Punkt, an dem die Leute, die die Altersfreigabe vornehmen sagen: „Stop, das könnt ihr nicht machen“. Nur, um dann nach unserem Hinweis auf die entsprechenden Vorgaben zerknirscht einräumen zu müssen: „Doch, die haben recht, das können sie so machen“.  Wir wissen ganz genau, wie wir unsere angestrebte Freigabe erhalten.

Jon Hurwitz:  Seit unserer Schulzeit lieben wir Komödien und wir lieben Pornos. Es ist daher völlig logisch, dass wir irgendwann so etwas wie „American Pie“ machen mussten. Nur was machen wir jetzt als Nächstes? Das wird interessant.

 

Keinen weiteren „American Pie“-Film?

Jon Hurwitz:  Ich finde ja, unser aktueller Film rundet die  Geschichte sehr schön ab – es könnte daher auch der Schlusspunkt sein. Aber ganz genau weiß das natürlich noch keiner und vieles ist möglich.


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